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Zarathustra sprach zum Feuerhund

Höllenhund
Höllenhund Kerebos

Nietzsche hat sich im Zarathustra mit der Figur des Höllenhund auseinandergesetzt. Er nennt ihn zunächst Feuerhund – später, als er ihm auf die Schliche kommt – aber: Heuchelhund.

Nietzsche kennt sich aus mit seinen Griechen. Sein Feuerhund ist eine eher klägliche Gestalt. Wachen muss er über Werte und Gesetze, die nicht die seinen sind.

Und noch hat der Feuerhund nicht bemerkt, dass andere Gesetze im Werden sind. Ihre Geschichten erzählen nicht mehr von der alles verschlingenden Erde, die nichts als Schlamme und Asche von den Lebenden übrig lässt. Das Herz der Erde, so Nietzsche, ist aus Gold. Eine Erde, die Menschen glücklich werden und lachen lässt.


Zarathustra sprach zum Feuerhund:

„Was es mit dem Feuerhund auf sich hat, weiss ich nun; und insgleichen
mit all den Auswurf- und Umsturz-Teufeln, vor denen sich nicht nur
alte Weibchen fürchten.

Heraus mit dir, Feuerhund, aus deiner Tiefe! rief ich, und bekenne, wie
tief diese Tiefe ist! Woher ist das, was du da heraufschnaubst?

Du trinkst reichlich am Meere: das verräth deine versalzte
Beredsamkeit! Fürwahr, für einen Hund der Tiefe nimmst du deine
Nahrung zu sehr von der Oberfläche!

Höchstens für den Bauchredner der Erde halt‘ ich dich:
„Freiheit““ brüllt ihr Alle am liebsten: aber ich verlernte den Glauben an
„grosse Ereignisse,“ sobald viel Gebrüll und Rauch um sie herum ist.
Und glaube mir nur, Freund Höllenlärm! Die grössten Ereignisse – das
sind nicht unsre lautesten, sondern unsre stillsten Stunden.

Nicht um die Erfinder von neuem Lärme: um die Erfinder von neuen
Werten dreht sich die Welt; unhörbar dreht sie sich.

Und gesteh es nur! Wenig war immer nur geschehn, wenn dein Lärm
und Rauch sich verzog.

Gleich dir selber ist der Staat ein Heuchelhund; gleich dir redet er gern
mit Rauch und Gebrülle, – dass er glauben mache, gleich dir, er rede
aus dem Bauch der Dinge.

Denn er will durchaus das wichtigste Thier auf Erden sein, der Staat;
und man glaubt’s ihm auch.

Als ich das gesagt hatte, gebärdete sich der Feuerhund wie unsinnig vor
Neid. „Wie? schrie er, das wichtigste Tier auf Erden? Und man
glaubt’s ihm auch?'“ Und so viel Dampf und grässliche Stimmen kamen
ihm aus dem Schlunde, dass ich meinte, er werde vor Arger und Neid
ersticken.<

Endlich wurde er stiller, und sein Keuchen liess nach; sobald er aber
stille war, sagte ich lachend:

„Du ärgerst dich, Feuerhund: also habe ich über dich Recht!
Und dass ich auch noch Recht behalte, so höre von einem andern
Feuerhunde: der spricht wirklich aus dem Herzen der Erde.
Gold haucht sein Atem und goldigen Regen: so will’s das Herz ihm.

Das Gold aber und das Lachen – das nimmt er aus dem Herzen der
Erde: denn dass du’s nur weisst, – das Herz der Erde ist von Gold.“

Als dies der Feuerhund vernahm, hielt er’s nicht mehr aus, mir
zuzuhören. Beschämt zog er seinen Schwanz ein, sagte auf eine
kleinlaute Weise Wau! Wau! und kroch hinab in seine Höhle.“

Nietzsche, Zarathustra, Zweiter Teil / Von großen Ereignissen

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