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Leben und Tod im Mythos

Goethe Prometheus - Auf der Schwelle zwischen Leben und Tod
Goethe Prometheus – Auf der Schwelle zwischen Leben und Tod

Der Mythenforscher Joseph Campbell sieht die Fragen um Leben und Tod als das Zentrum der Mythen. 

Zu allen Zeiten waren Menschen mit diesem Thema – Leben und Tod – konfrontiert. Und wurden damit – allein – nicht fertig.

Für Joseph Campbell haben sich die Fragen an Leben und an Tod in all den Jahrtausenden nicht geändert. Die Anforderung, denen ein Mensch sich unvermeidlich gegenüber sieht, sind immer dieselben.


Joseph Campbell: Die alten Mythen waren dazu ersonnen, Geist und Körper zu harmonisieren. Der Geist kann auf sonderbare Weise abschweifen und Dinge wollen, die der Körper nicht will.

Die Mythen und Rituale waren Mittel, Geist und Körper in Einklang zu bringen.

Bill Moyers: Diese alten Geschichten leben also in uns?

Joseph Campbell: Das tun sie in der Tat. Die menschlichen Entwicklungsphasen sind heute die gleichen wie seit alters. Als Kind wächst man in einer Welt der Zucht, des Gehorsams auf und ist abhängig von anderen. Dies alles muss überwunden werden, wenn man zur Reife gelangt, zum Mann wird oder zur Frau. Wenn man diese Schwelle nicht bewältigt, wird man krank. Dann kommt, nachdem man die Welt gewonnen hat, selbst Autorität und Lenker war, der Punkt, sie wieder zu lassen. Das ist die Krise der Aufgabe, der Ent-Bindung.

Bill Moyers: Und als letztes der Tod?

Joseph Campbell: Und als letztes der Tod. Das ist die allerletzte Entbindung. Der Mythos muss demnach beiden Zielen dienen: den jungen Menschen in das Leben seiner Welt einzuführen – und den reifen Menschen von der Welt entbinden.

Bill Moyers: Und diese Mythen sagen mir, wie andere den Übergang geschafft haben und wie ich den Übergang schaffen kann?

Joseph Campbell: Ja und auch, was für Schönheiten auf dem Weg liegen. Ich spüre das jetzt, beim Eintritt in meine letzten Lebensjahre, wissen Sie – die Mythen helfen mir, ihn richtig zu vollziehen.

Bill Moyers: Welche Mythen? Nennen Sie mir einen, der Ihnen tatsächlich geholfen hat.

Die Tradition in Indien zum Beispiel, dass man wirklich die ganze Art sich anzuziehen, selbst den Namen ändert, wenn man von einem Stadium zum nächsten übergeht. Als ich pensioniert wurde und zu lehren aufhörte, wusste ich, dass ich mir eine Lebensweise schaffen musste, und ich änderte meine Lebensauffassung ganz im Sinne diese Vorstellung – des Übergangs aus der Sphäre von Erfolg und Leistung in die Sphäre, wo man dieses ganze Wunder um einen herum genießen, würdigen und sich darin entspannen lernt.

(aus: Joseph Campbell: Die Kraft des Mythos, Absätze und Auslassungen von mir – A.J.)

Bildquellen:

© www.goethezeitportal.de/wissen/dichtung/schnellkurs-goethe/sturm-und-drang-strassburg-frankfurt-wetzlar.html

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