Shiva, Parvati und Ganesha galten lange, und gelten wohl noch heute, als die beliebtesten Götter der Inder. Während Shiva und Parvati sich in Ekstase vereinen, gilt Ganesha als Herr tantrischer Liebesfeste. Das Symbol von Shiva – der Lingam – zeigt unmissverständlich: Göttliche Schöpfung ist ein lustvoller Liebesakt. Zeugung und Schöpfung werden nicht metaphorisch, sondern sinnlich vollzogen.
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Götterbilder aus Fleisch und Blut
Der Gott Shiva und die Göttin Parvati haben die Gestalt von Menschen – wie meisten der indischen Götter, aber keinesfalls alle. Ihr Sohn, Ganesha hat zum Beispiel einen Elefantenkopf. In der indischen Mythologie besteht kein Zweifel daran, dass ein Gott, der in der Gestalt eines Mannes dargestellt wird, ein richtiger Mann, was vor allem heißt: Ein männlicher Mensch sein muss. Shiva könnte nicht zeugen, wenn er kein Mann aus Fleisch und Blut wäre und auch Parvati ist alles andere als eine verschleierte Göttin. Sie hat üppige Brüste und auf vielen Bildern und Skulpturen wird sie in geschmeidigem Tanz mit schwingenden Hüften dargestellt.
Der Liebesgott Kama
Shiva hat immer wieder Zyklen, in denen asketische Meditation und lustvolle Schöpfung sich abwechseln. Wenn Shiva sich im Zustand der Meditation befindet, übt auch Parvati, seine geliebte Shakti, Askese. Sie wartet darauf, die Liebe von Shiva wiederzugewinnen. Als Shiva einmal sehr lange meditierte, begannen sich die anderen Götter zu sorgen. Die Schöpfung der Welt könnte ein Ende finden. Sie schickten Kama, den Liebesgott zu Shiva. Kama bedeutet so viel wie Begehren. Kama hat bei den Indern eine ähnliche Rolle wie der Liebesgott „Eros“ bei den Griechen.
Shiva, so heißt es, öffnete sein drittes Auge und verbrannte Kama, den Liebesgott und Parvati musste sich weiter in Geduld üben. Denn, so die Deutung der Inder, Liebe kann den grellen Blick des analytischen Zweifels nicht überstehen. Seit dieser Zeit ist der Liebesgott Kama dazu verurteilt, als körperloser Geist der unsterblichen Liebe in der Welt umher zu streifen. Nur wenn ein Paar sich in wahrer Liebe vereinigt, gewinnt er seinen Körper zurück. Dieses Glück, so heißt es, hält für die Dauer der Ekstase der beiden Liebenden an.
Die Hochzeit von Shiva und Parvati
Schließlich überzeugen die Götter den meditierenden Shiva, endlich zu heiraten. Viele indische Gemälde und Skulpturen zeigen den Gott Shiva und seine Göttin Parvati in liebevollem Zusammensein. Und besonders gern stellte man die Hochzeit der beiden bildlich dar, sei es als Skulptur oder als Gemälde. Oft sitzt Parvati auf den Knien von Shiva und blickt voll Entzücken auf sein leuchtend anmutiges Gesicht. Shiva umfasst seine Geliebte zärtlich, seine Hand liegt auf ihren Brüsten oder um ihre Taille. Viele gerade europäische Autoren versuchen die sexuelle Vereinigung von Gott Shiva und seiner Göttin Parvati metaphorisch darzustellen. Andere, zum Beispiel Google-Algorithmen, deuten viele Abbildungen des Götterpaars als anstößig. In der indischen Kultur ist es dagegen selbstverständlich, dass das weibliche und das männliche Prinzip sich immer wieder in Ekstase vereinigen müssen, um schöpferisch werden zu können.
Quellen:
- Text: Parvati / Himavat
- Bilder: © Ricardo Martins – originally posted to Flickr as Elephanta Caves, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9377639 / Wikipedia Loves Art participant „ARTiFACTS“ – Uploaded from the Wikipedia Loves Art photo pool on Flickr, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8895057 / Foto von Deposito