StartGriechische GötterTrojanische Krieger und göttlicher Zufall

Trojanische Krieger und göttlicher Zufall

Der Trojanische Krieg und seine Krieger gelten noch heute als mythologisches Gleichnis für Wettkampf und Zufall.
Der Trojanische Krieg und seine Krieger gelten noch heute als mythologisches Gleichnis für Wettkampf und Zufall.

Ein Wettkampf kann auch heute noch so mythologisch aufgeladen sein wie die Geschichten von einst, wo trojanische Krieger, Priester und Götter in mythischen Wettkämpfen ihr Geschick und Schicksal auf die Probe stellten. In diesem Artikel geht es um den Trojanischen Krieg als mythisches Gleichnis. Den Ablauf des Krieges setze ich als bekannt voraus, verlinke aber auf Quellen und möchte mich auf die beteiligten Personen konzentrieren. Die Helden werden also sein: Die trojanischen und griechischen Krieger, die trojanischen und griechischen PriesterInnen sowie alle beteiligten Götter auf griechischer und trojanischer Seite.

Voraussichtliche Lesedauer: 10 Minuten

Wettkämpfe von Menschen und Göttern im Trojanischen Krieg

In alten Zeiten waren mythische Wettkämpfe der Inbegriff von Mut und Schicksal. Eines der markantesten Beispiele für einen mythischen Wettstreit ist der Trojanische Krieg. Dieser mythische Krieg nimmt durch menschliche und göttliche Machtkämpfe eine besondere Rolle in unserer abendländischen Kultur ein. Der Trojanische Krieg kann als Gleichnis für verschiedene moralische und ethische Themen interpretiert werden. Viele Handlungen und Entscheidungen der Götter, trojanischen wie griechischen Helden und PriesterInnen repräsentieren moralische Dilemmata und existentielle Konflikte. Die Einflussnahme der Götter zeigt auch, wie sehr unentrinnbares Schicksal, Zufall und freier Wille miteinander verknüpft sind. Verrat, die Macht der Liebe und die Konsequenzen von impulsiven Entscheidungen – alles Einflussfaktoren, die sich schwer, und schon gar nicht in unzähligen Relationen miteinander, vorhersagen lassen.

Trojanische und griechische Helden

Auf Seiten der angreifenden Griechen war es Agamemnon, der das griechische Heer anführte, während Achill als der stärkste Krieger galt. Die Trojaner hatten einen König, Priamos. Er und seine Frau Hekabe waren die Eltern der meisten trojanischen Krieger. Das gilt auch für den mächtigsten Krieger auf trojanischer Seite: Hektor.

Die trojanischen Krieger

  • Aeneas: Ein wichtiger trojanischer Held. Aeneas ist der Sohn von Aphrodite und wird deshalb im Laufe der Schlacht immer wieder von seiner Mutter geschützt oder gar gerettet. Seine Frau Kreusa ist die Tochter von König Priamos und Königin Hekabe. Aeneas kann zusammen mit seinem Vater Anchises aus dem brennenden Troja fliehen. Seine Frau Kreusa aber bleibt zurück und stirbt. Im Aeneas-Mythos spielte er die entscheidende Rolle für die Gründung Roms.
  • Deiphobos: Ein Bruder von Hektor, der ebenfalls an vorderster Front kämpfte. Nach Hektors Tod heiratete Deiphobos Helena.
  • Hektor: Ein Prinz von Troja, Sohn von Priamos und Hekabe, der tapferste und stärkste der trojanischen Krieger. Hektor starb im Zweikampf durch die Hand von Achilles.
  • Paris: Ein Prinz von Troja, Sohn von Priamos und Hekabe. Paris entführte die Königin von Sparta und löste damit den Trojanischen Krieg aus. Er tötete mit seinem Pfeil den Helden Achill und wurde kurze Zeit darauf von einem Pfeil tödlich verletzt, den man als (giftigen) Pfeil des Herakles berüchtigt war.
  • Penthesilea – eine Amazone aufseiten der Trojaner. Sie wurde von Achill im Zweikampf getötet.
  • Polydamas: Ein kluger und erfahrener trojanischer Krieger, der Hektor oft gute Ratschläge gab. Trotz seiner Einsicht wurde seine Meinung manchmal von anderen überstimmt.
  • Sarpedon: Ein Verbündeter der Trojaner aus Lykien, bekannt für seine Tapferkeit. Er kämpfte heroisch, wurde aber letztendlich von Patroklos getötet.
Aeneas und seine Frau Kreusa
Aeneas und seine Frau Kreusa

Die griechischen Krieger

  • Achilles: Ein mächtiger griechischer Held, bekannt für seine Tapferkeit und sein Zorn. Achilles, oder auch Achill und Achilleus, ist der mächtige griechische, halb göttliche Held. Sein Zorn und seine Kampffähigkeiten aufseiten der Griechen stehen im Zentrum der Illias. Die Ferse des Helden war seine einzige verwundbare Stelle. An dieser wurde er schließlich von Paris mit einem Pfeil tödlich verwundet, welcher von Apollon gelenkt wurde.
  • Agamemnon: Der Anführer der griechischen Truppen und Bruder von Menelaos und als solcher dem Menelaos verpflichtet. Er stirbt erst nach dem Krieg, durch einen Hinterhalt durch seine Frau Klytaimestra und dessen Geliebten.
  • Aias: Ein Krieger aufseiten der Griechen, er wird als besonders groß und furchterregend beschrieben. Nach dem Tod von Achill streitet er sich mit Odysseus um die Rüstung von Achill. Die Rüstung tragen zu dürfen, galt als Auszeichnung, der nunmehr stärkste Krieger zu sein. Obwohl Aias eindeutig der Stärkere ist, gewinnt Odysseus dank seines rhetorischen Talents. Aias fällt in Wahnsinn und tötet sich aus gekränkter Ehre schließlich selbst.
  • Odysseus ist der legendär schlaue König von Ithaka. Er war es, dem die Idee kam, die Trojaner mit einem hölzernen Pferd zu überlisten. Später wird Odysseus zum Protagonisten des „Odyssee“.
  • Menelaos: König der griechischen Polis Sparta, dessen Frau Helena von Paris entführt wurde. Er rief die griechischen Fürsten und Könige um Hilfe an, seine Frau Helena aus Troja zurückzuholen.
  • Patroklos: Der engste Kampfgefährte von Achill. Mit der Rüstung von Achill zieht er ohne dessen Wissen in die Schlacht und wird, nachdem Apollon ihn betäubte, schließlich von Hektor getötet. Nun ist es an Achill, seinen Waffenbruder zu rächen und er greift wieder in die Schlacht ein.

Die beteiligten Götter im Trojanischen Krieg

Athene, Aphrodite und Hera waren die drei Göttinnen, die, wenn man denn einen Schuldigen suchen wollte, weit eher als Paris und Helena den Trojanischen Krieg ausgelöst hatten. Oder war es am Ende doch Eris – die Göttin der Zwietracht?

  • Apollon: Der Gott der Künste, der Heilung und der Weissagung. Apollon stand auf der Seite der Griechen im Trojanischen Krieg. Er griff in den Krieg ein und unterstützte die griechischen Krieger. Apollon war auch derjenige, der Paris dazu verleitete, einen Pfeil auf Achilleus abzuschießen, und lenkte diesen Pfeil so, dass er Achilleus‘ einzige verwundbare Stelle, seine Ferse, traf.
  • Athene: Göttin der Weisheit, unterstützt die Griechen, also jene Kriegspartei, die sich Paris zum Feind auserkoren hatte.
  • Aphrodite: Göttin der Liebe, unterstützt Paris und damit alle Trojaner. Auch auf Aeneas hat sie ein waches Auge, ist er doch ihr Sohn (gezeugt vom Trojaner Anchises).
  • Ares: Der Kriegsgott, der oft auf der Seite der Trojaner steht.
  • Eris: Die Göttin der Zwietracht, sie war es, die den goldenen Apfel mit der Aufschrift „der Schönsten“ zwischen die drei rivalisierenden Göttinnen geworfen hatte.
  • Hera: Die Frau von Zeus, oft aufseiten der Griechen.
  • Zeus: Der mächtigste der Götter, stellt sich auf keine Seite im Krieg, aber entscheidet letztlich über den Ausgang des Krieges.

Die PriesterInnen im Trojanischen Krieg

  • Helenos: Ein Sohn von König Priamos und Hekabe und Zwillingsbruder von Kassandra. Auch er ist mit der Gabe der Weissagung gesegnet. Helenos wird von den Griechen (dank Kalchas und Odysseus) gefangen genommen. Die Griechen zwangen ihn, ihnen Details zu verraten, wie sich die Trojaner besiegen lassen. Helenos überlebte den Krieg wahrscheinlich, obwohl es mehrere Versionen davon gibt.
  • Kassandra: Die trojanische Priesterin mit der Gabe der Weissagung, aber von den Göttern verflucht, sodass niemand ihr glaubt. Apollon war es, der ihr diese Gabe verlieh und da sie nicht seine Geliebte werden wollte, bestrafte er sie treffsicher.
  • Laokoon: Ein trojanischer Priester, der gegen das Trojanische Pferd war und seine Landsleute warnte. Doch die Trojaner hörten nicht auf ihn. Er und seine beiden Söhne wurden von Schlangen getötet.
  • Kalchas: Ein griechischer Seher, der den Zorn der Götter vorhersieht. Er ist es auch, der vorhersagt, dass Helenos weiß, wie sich die Trojaner besiegen lassen könnten.
Der griechischen Priester Laokoon und seine beiden Söhne wurden von Schlangen getötet.
Der griechischen Priester Laokoon und seine beiden Söhne wurden von Schlangen getötet.

Vom Schicksal bestimmt?

Die Priester antiker Orakel wären heute vielleicht überrascht über die moderne Form der Vorhersage. Datenanalysen zur Prognose von Ereignissen, sowohl im Sport als auch bei musikalischen Wettstreits. Wurden einst Prophezeiungen als die Worte der Götter angesehen, so sind es heute Zahlen und Statistiken, die uns eine Ahnung von dem geben, was kommen mag. Doch trotz der wissenschaftlichen Verfahren liegt in jeder Vorhersage ein Hauch jenes Mysteriums, das schon die alten Prophezeiungen umgab. Der Zufall spielt immer mit, denn aus der Welt schaffen lässt er sich nicht. Ganz im Gegenteil, die moderne Chaos-Physik beschreibt ziemlich genau, inwiefern der Zufall der grundlegende Prozess der uns bekannten Welt sein könnte.

Von Orakeln, Strategen und dem Spiel des Zufalls

Orakel gaben einst Auskunft über Sieg oder Niederlage. Nicht immer trafen sie zu, erstaunlich oft aber schon. Zumindest legen eben dies viele mythische Erzählungen nahe. Heute sind es Statistiker und Analysten, die mit ihren Berechnungen das Risiko in Sportwetten zu minimieren suchen. Die moderne Entsprechung der antiken Orakelsprüche findet sich in Algorithmen, die Ergebnisse vorhersagen, basierend auf einer Fülle von Daten. Doch trotz aller Berechnungen bleibt ein Element des Zufalls, das die Spannung erhält und an die Unberechenbarkeit der Göttersprüche erinnert. In dieser Hinsicht ist vielleicht auch eine Barrier Gussform ein Symbol für Beständigkeit und Unvorhersehbarkeit von Hindernissen, die sowohl im Sport als auch im Leben überwunden werden müssen.

Schicksal gegen Geschick: Die Rolle des Zufalls in Mythen und in Spielen von heute

War es einst ein Spiel von Zufall und Schicksal, so verlässt man sich heute auf das Geschick der Athleten. Doch der Zufall spielt immer noch eine Rolle, ob in der Form eines unvorhergesehenen Spielzugs oder einer verblüffenden Wendung in der Geschichte. So wie der Mythos zeigt, dass selbst die Götter nicht immer das Schicksal kontrollieren konnten, so ist es auch heute. Es ist die Unvorhersehbarkeit, die den Reiz von Spielen, von jedem Spiel übrigens, ausmacht.

Quellen:

  • Text: Schalung für stabile Bauwerke / Chaos-Physik – einfach erklärt / Die Götter Griechenlands
  • Bilder: © Bazoom / Benjamin West – https://emuseum.nyhistory.org/objects/21693/aeneas-and-creusa, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=129562360 / Hagesandros, Athanadoros, und Polydoros – LivioAndronico (2014), black background by User:Notwist., CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=38764989

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