StartSumerische GötterGilgamesch Epos 11. Tafel

Gilgamesch Epos 11. Tafel

Gilgamesch Epos Tafel 11: Die groĂźe Flut - Gilgameschs RĂĽckkehr

Gilgamesch Epos Tafel 11: Die groĂźe Flut – Gilgameschs RĂĽckkehr

Gilgamesch bei seinem Ahnen Utnapischtim und dessen Frau.

Utnapischtim erzählt Gilgamesch, wie die Götter um Enlil mit einer Flut alle Menschen vernichten wollten.

Ea (Enki) , dem Schöpfer der Götter sei es zu verdanken, dass er, Utnapischtim und seine Frau überlebt haben.

Die SchlafprĂĽfung besteht Gilgamesch nicht. So kann er dem Tod nicht entgehen. Und auch das Kraut ewiger Jugend frisst auf dem Heimweg die Schlange ihm weg.

Gilgamesch Epos

Gilgamesch sprach zu ihm, zum fernen Utnapischtim:

  • Schau ich auf dich, Utnapischtim,
  • So sind deine MaĂźe nicht anders – wie ich bist du,
  • Ja, du bist nicht anders – wie ich bist du!
  • Mein Herz ist ganz darauf gerichtet, mit dir zu kämpfen,
  • Und doch ist mein Arm untätig gegen dich!
  • Daher sage mir: wie tratst du in die Schar der Götter und gingst dem Leben nach?

Utnapischtim sprach zu ihm, zu Gilgamesch:

  • Ein Verborgenes, Gilgamesch, will ich dir eröffnen,
  • Und der Götter Geheimnis will ich dir sagen.
  • Schuruppak – eine Stadt, die du kennst,
  • Die am Ufer des Euphrat liegt -,
     
  • Diese Stadt war schon alt, und die Götter waren ihr nah.
  • Eine Sintflut zu machen, entbrannte das Herz den groĂźen Göttern.
  • Den Eid leistete ihr Vater Anu, Enlil, der Held, der sie berät,
  • Ihr Minister Ninurta, ihr Deichgraf Ennugi.
  • Ninschiku-Ea hatte mit ihnen geschworen

    Ihre Rede jedoch gab er einem Rohrhaus wieder:
     

  • Rohrhaus, Rohrhaus! Wand, Wand!
  • Rohrhaus, höre, Wand, begreife!
  • Mann von Schuruppak, Sohn Ubara-Tutus!
  • ReiĂź ab das Haus, erbau ein Schiff,
  • Lass fahren Reichtum, dem Leben jag nach!
  • Besitz gib auf, dafĂĽr erhalt das Leben!
  • Heb hinein allerlei beseelten Samen ins Schiff!
  • Das Schiff, welches du erbauen sollst –
  • Dessen MaĂźe sollen abgemessen sein,
  • Gleichgemessen seien ihm Breite und Länge
  • Du sollst es wie das ApsĂ» bedachen.

Da ich’s verstanden, sprach ich zu Ea, meinem Herrn:

  • Das GeheiĂź, Herr, das du mir gegeben,
  • Ich achtete wohl darauf und werde danach tun.
  • Wie antwort ich aber der Stadt, der BĂĽrgerschaft und den Ă„ltesten?

Ea tat zum Reden den Mund auf und sprach zu mir, seinem Knecht:

  • Du Mann, zu ihnen sollst also du reden:
  • Mir scheint, dass Enlil nichts mehr von mir wissen will
  • Da darf ich in eurer Stadt nicht mehr wohnen,
  • Darf auf Enlils Boden meine FĂĽĂźe nimmer setzen.
  • So will ich steigen hinab zum ApsĂ».

Dann wohn ich bei meinem Herren Ea.

  • Auf euch aber lässt er dann Ăśberfluss regnen,
  • Ertrag der Vögel, auch „Verborgenes“ der Fische!
  • Schenken wird er euch Reichtum und Ernte.
  • Am Morgen wird er KĂĽchlein,
  • Am Abend auf euch einen Weizenregen niedergehen lassen! –

Kaum dass ein Schimmer des Morgens graute,

Versammelt‘ zu mir sich das Land.

Der Zimmermann brachte die Holzpfosten, Der Bootsbauer brachte die Klammern.

… die Männer…

… das Geheimnis.

Das Kind trug herzu das Erdpech, der Arme … brachte den Bedarf heran.

Am fĂĽnften Tage entwarf ich des Schiffes AuĂźenbau

Ein „Feld“ groĂź war seine Bodenfläche,

Je zehnmal zwölf Ellen hoch seine Wände,

Zehnmal zwölf Ellen ins Geviert der Rand seiner Decke.

Ich entwarf seinen Aufriss und stellte es dar:

Sechs Böden zog ich ihm ein,

In sieben Geschosse teilt‘ ich es ein.

Seinen Grundriss teilte ich neunfach ein.
 

Wasserpflöcke‘ schlug ich ihm ein in der Mitte.

FĂĽr Schiffsstangen sorgt‘ ich, legte nieder den Bedarf:

Sechs Saren Erdpech goss fĂĽr den Ofen ich dar, Drei Saren Pech tat ich hinein

Drei Saren Korbträgersleute waren es, die das Öl trugen:

AuĂźer einem Sar Ă–l, das das Backmehl verbrauchte,

Zwei Saren Ă–l, die der Schiffer speicherte.

Rinder schlachtete ich fĂĽr den Proviant,

Schafe tötete ich Tag für Tag

Most, Feinbier, Ă–l und Wein,

Dazu Suppen tranken sie, als ob’s Flusswasser wäre,

Dass sie ein Fest begingen als wie am Neujahrstag!

Bei Sonnenaufgang legte ich Hand an, das Letzte zu tun

Das Schiff war fertig am siebenten Tag bei Sonnenuntergang.
 

Schwierig waren …
 

Immer neue StĂĽtzhölzer brachten sie „oben und unten“,

Bis das Schiff zu zwei Dritteln im Wasser schwamm.

Was immer ich hatte, lud ich darein:

Was immer ich hatte, lud ich darein an Silber,

Was immer ich hatte, lud ich darein an Gold,

Was immer ich hatte, lud ich darein an allerlei Lebenssamen:

Steigen lieĂź ich ins Schiff meine ganze Familie und die Hausgenossen,

Wild des Feldes, Getier des Feldes,
 

Alle die Meistersöhne hab ich hineinsteigen lassen.
 

Den Zeitpunkt hatte Schamasch mir so angesetzt:

  • Am Morgen werde ich KĂĽchlein, am Abend einen Weizenregen niedergehen lassen.
  • Dann tritt hinein ins Schiff und verschlieĂź dein Tor!

Der Zeitpunkt kam herbei:
 

Am Morgen gingen KĂĽchlein nieder, am Abend ein Weizenregen.

Des Wetters Aussehn betrachtete ich – Das Wetter war fĂĽrchterlich anzusehn.

Ich trat hinein ins Schiff und verschloss mein Tor.

Dem Schiffer Pusur-Amurri, dem Verpicher des Schiffes,

Ăśbergab den Palast ich samt seiner Habe.

Kaum dass ein Schimmer des Morgens graute,

Stieg schon auf von der Himmelsgründung schwarzes Gewölk.

In ihm drin donnert Adad, vor ihm her ziehen Schullat und Chanisch.

Ăśber Berg und Land als Herolde ziehen sie.

Eragal reiĂźt den Schiffspfahl heraus,

Ninurta geht, läßt das Wasserbecken ausströmen,

Die Anunnaki hoben Fackeln empor,

Mit ihrem grausen Glanz das Land zu entflammen.
 

Die Himmel ĂĽberfiel wegen Adad Beklommenheit,

Jegliches Helle in DĂĽster verwandelnd

Das Land, das weite, zerbrach wie ein Topf.

Einen Tag lang wehte der SĂĽdsturm…,

Eilte dreinzublasen, die Berge ins Wasser zu tauchen,

Wie ein Kampf zu ĂĽberkommen die Menschen.

Nicht sieht einer den andern,

Nicht erkennbar sind die Menschen im Regen.

Vor dieser Sintflut erschraken die Götter,

Sie entwichen hinauf zum Himmel des Anu –

Die Götter kauern wie Hunde, sie lagern draußen!
 

Es schreit Ischtar wie eine Gebärende,

Es jammert die Herrin der Götter, die schönstimmige:

  • Wäre doch jener Tag zu Lehm geworden,
  • Da ich in der Schar der Götter Schlimmes geboten!
  • Wie konnte in der Schar der Götter ich Schlimmes gebieten,
  • Den Kampf zur Vernichtung meiner Menschen gebieten!
  • Erst gebäre ich meine lieben Menschen,
  • Dann erfĂĽllen sie wie Fischbrut das Meer!

Die Anunnaki-Götter klagen mit ihr,

Die Götter … sitzen da und weinen

Die verdorrten Lippen nehmen … -Speisen.

Sechs Tage und sieben Nächte

Geht weiter der Wind, die Sintflut,

Ebnet der Orkan das Land ein.
 

Wie nun der siebente Tag herbeikam,

Schlug plötzlich nieder der Orkan die Sintflut, den Kampf,

Nachdem wie eine Gebärende sie um sich geschlagen.

Ruhig und still ward das Meer, Der böse Sturm war aus und die Sintflut.

Ausschau hielt ich einen Tag lang, da war Schweigen ringsum,

Und das Menschengeschlecht war ganz zu Erde geworden!
 

Gleichmäßig war wie ein Dach die Aue.

Da tat ich eine Luke auf, Sonnenglut fiel aufs Antlitz mir

Da kniete ich nieder, am Boden weinend,

Ăśber mein Antlitz flossen die Tränen. –

Nach Ufern hielt ich Ausschau in des Meeres Bereich:

Auf zwölfmal zwölf Ellen stieg auf eine Insel, Zum Berg Nißir trieb heran das Schiff.

Der Berg NiĂźir erfasste das Schiff und lieĂź es nicht wanken

Einen Tag, einen zweiten Tag erfasste der Berg NiĂźir das Schiff und lieĂź es nicht wanken

Einen drittenTag, einen vierten Tag erfasste der Berg NiĂźir das Schiff und lieĂź es nicht wanken

Einen fĂĽnften und sechsten erfasste der Berg NiĂźir das Schiff und lieĂź es nicht wanken.

Wie nun der siebente Tag herbeikam, LieĂź ich eine Taube hinaus

Die Taube machte sich fort – und kam wieder:

Kein Ruheplatz fiel ihr ins Auge, da kehrte sie um. –
 

Eine Schwalbe lieĂź ich hinaus

Die Schwalbe machte sich fort – und kam wieder:

Kein Ruheplatz fiel ihr ins Auge, da kehrte sie um. –
 

Einen Raben lieĂź ich hinaus

Auch der Rabe machte sich fort da er sah, wie das Wasser sich verlief,

FraĂź er, scharrte, hob den Schwanz – und kehrte nicht um.
 

Da lieĂź ich hinausgehn nach den vier Winden, ich brachte ein Opfer dar,

Ein SchĂĽttopf er spendete ich auf dem Gipfel des Berges:

Sieben und abermals sieben Räuchergefäße stellte ich hin,

In ihre Schalen schĂĽttete ich SĂĽĂźrohr, Zedernholz und Myrte.
 

Die Götter rochen den Duft,

Die Götter rochen den wohlgefälligen Duft,

Die Götter scharten wie Fliegen sich um den Opferer.
 

Sobald wie die Mach herzugekommen,

Hob sie die groĂźen Fliegengeschmeide empor,

Die Anu ihr zum VergnĂĽgen gemacht:
 

  • Ihr Götter hier, so wahr des Lasuramuletts
  • An meinem Halse ich nicht vergesse:
  • Will ich die Tage hier, fĂĽrwahr, mir merken,
  • Dass ewig ihrer ich nicht vergesse!
  • Die Götter mögen nur kommen zum SchĂĽttopf er!
  • Doch Enlil soll nicht kommen zum SchĂĽttopfer,
  • Weil er unĂĽberlegt die Sintflut machte
  • Und meine Menschen dem Verderben anheimgab!

Sobald wie Enlil herzugekommen,

Sah das Schiff und ergrimmte Enlil,

Voller Zorn ward er über die Igigi-Götter:

  • Eine Seele wäre entronnen?
  • Ăśberleben sollt‘ niemand das Verderben!

Ninurta tat zum Reden den Mund auf

Und sprach zu Enlil, dem Helden:

  • Wer bringt denn etwas hervor auĂźer Ea?
  • Auch kennt ja Ea jedwede Verrichtung!

Ea tat zum Reden den Mund auf

Und sprach zu Enlil, dem Helden:

  • Held, du KlĂĽgster unter den Göttern!
  • Ach, wie machtest unĂĽberlegt du die Sintflut?!
  • Seine SĂĽnde leg auf dem SĂĽnder!
  • Seinen Frevel leg auf dem Frevler!
  • Lockere, dass nicht ganz abgeschnitten werde
  • Ziehe hin, dass nicht getötet werde!
     
  • Statt dass eine Sintflut du machst,
  • Mag ein Löwe aufstehen, die Menschen zu mindern!
     
  • Statt dass eine Sintflut du machst,
  • Mag ein Wolf aufstehen, die Menschen zu mindern!
     
  • Statt dass eine Sintflut du machst,
  • Mag eine Hungersnot gesandt werden, das Land zu fällen!
     
  • Statt dass eine Sintflut du machst,
  • Mag Era aufstehen, die Menschen zu erwĂĽrgen!
  • Nicht aber enthĂĽllt‘ ich der groĂźen Götter Geheimnis!
  • Den Hochgescheiten lieĂź ich schaun einen Traum!
  • So vernahm er der Götter Geheimnis
  • Schaffet nun fĂĽr ihn Rat!

Da hat Enlil das Schiff bestiegen,

Meine Hand gefasst, mich einsteigen lassen,

Lassen einsteigen, knien mein Weib neben mir,

Hat berĂĽhrt unsere Stirn, zwischen uns stehend, uns segnend:

  • Ein Menschenkind war zuvor Utnapischtim
  • Uns Göttern gleiche fortan Utnapischtim und sein Weib!
  • Wohnen soll Utnapischtim fern an der Ströme MĂĽndung!?

Da nahmen sie mich und lieĂźen mich fern an der Ströme MĂĽndung wohnen. –
 

Wer aber wird nun zu dir die Götter versammeln,

Dass du findest das Leben, welches du suchst?
 

Auf, begib des Schlafs dich sechs Tage und sieben Nächte!

Als er sich nun zu Boden gesetzt – Wie ein Nebel haucht der Schlaf ihn an.

Utnapischtim sprach zu ihr, zu seiner Gattin:

  • Sieh den Mann, der Leben verlangte!
  • Wie ein Nebel haucht der Schlaf ihn an!“
  • Seine Gattin sprach zu ihm, zu Utnapischtim:
  • „Fass ihn an, dass der Mensch erwache!
  • Den Weg, den er kam, kehr‘ er in Frieden,
  • Durchs Tor, da er auszog, kehr‘ er zur Heimat!

Utnapischtim sprach zu ihr, zu seiner Gattin:

  • TrĂĽgerisch sind die Menschen, er wird auch dich betrĂĽgen!
  • Auf, back ihm Brote, leg sie ihm zu Häupten,
  • Und die Tage, die er schlief, vermerk an der Wand!“
  • Sie buk ihm Brote, legte sie ihm zu Häupten,
  • Und die Tage, die er schlief, bezeichnet‘ sie ihm an der Wand.
  • Sein Brot ist ganz trocken, sein erstes,
  • Das zweite kaum genieĂźbar, das dritte noch feucht,
  • Das vierte ward weiĂź – sein Röstbrot!
  • Leicht grau geworden ist das fĂĽnfte, das sechste schon gar gebacken,
  • Das siebente – gleichzeitig rĂĽhrt‘ er ihn an,
  • Da erwachte der Mensch.
  • Gilgamesch sprach zu ihm, zum fernen Utnapischtim:
  • „Sowie der Schlaf auf mich niederquoll, Hast du alsbald mich angerĂĽhrt und mich aufgestört!

Utmapischtim sprach zu ihm, zu Gilgamesch:

  • Auf, zähle, Gilgamesch, zähl deine Brote!
  • Was auf der Wand eingezeichnet ist, möge dir kund werden!
  • Dein Brot ist ganz trocken, dein erstes,
  • Das zweite kaum noch genieĂźbar, das dritte noch feucht,
  • Das vierte ward weiĂź – dein Röstbrot,
  • Leicht grau geworden ist das fĂĽnfte, das sechste schon gar gebacken,
  • Das siebente – gleichzeitig wachtest du auf!“
  • Gilgamesch sprach zu ihm, zu Utnapischtim:
  • „Ach, wie soll ich handeln, wo soll ich hingehn?
  • Da der Raffer das Innere mir schon gepackt hat!
  • In meinem Schlafgemach sitzt der Tod,
  • Selbst wenn ich den FuĂź an einen Ort des Lebens setzen will: auch da ist der Tod!

Utnapischtim sprach zu ihm, zum Schiffer Urschanabi:

  • Urschanabi, der Landeplatz missachte dich,
  • Die Ăśbergangsstelle verschmähe dich!
  • Der du einhergingst an seiner KĂĽste,
  • Entbehre nun seiner KĂĽste!
  • Der Mensch, den du hergefĂĽhrt –
  • Von Schmutz ist befangen sein Leib,
  • Die Schönheit seiner Glieder haben Felle entstellt.
  • Nimm ihn, Urschanabi, bring ihn zum Waschort,
  • Dass er wasche mit Wasser seinen Schmutz – wie Schnee!
  • Seine Felle werf‘ er ab, dass das Meer sie entfĂĽhre!
  • Sein schöner Leib werde ĂĽberspĂĽlt!
  • Seines Hauptes Binde werde erneuert!
  • Ein Gewand zieh‘ er an, das seiner WĂĽrde gemäß ist!
  • Bis dass er kommt zu seiner Stadt,
  • Bis er gelangt auf seinen Weg,
  • Werde nicht grau sein Gewand, neu bleib‘ es, neu!

Es nahm ihn Urschanabi, bracht‘ ihn zum Waschort,

Er wusch mit Wasser seinen Schmutz – wie Schnee!

Seine Felle warf er ab, dass das Meer sie entfĂĽhrte,

Sein schöner Leib wurde überspült.

Seines Hauptes Binde wurde erneuert,

Ein Gewand zog er an, das seiner Würde gemäß war.

Bis dass er komme zu seiner Stadt,

Bis dass er gelange auf seinen Weg,

Sollt‘ es nicht grau werden, neu sollt‘ es bleiben, neu!

Gilgamesch und Urschanabi stiegen ins Schiff, Das Schiff setzten sie ein, und sie fuhren dahin.

Seine Gattin sprach zu ihm, zum fernen Utnapischtim:

  • Gilgamesch kam, hat sich abgemĂĽht, abgeschleppt – Was solltest du ihm geben, dass er kehrt in die Heimat?

Er aber, Gilgamesch, hob die Schiffsstange, Brachte das Schiff ans Ufer heran.

Utnapischtim sprach zu ihm, zu Gilgamesch:

  • Du, Gilgamesch, kamst, hast dich abgemĂĽht, abgeschleppt-
  • Was soll ich dir geben, dass du kehrst in die Heimat?
  • Ein Verborgenes, Gilgamesch, will ich dir enthĂĽllen,
  • Und ein Unbekanntes will ich dir sagen:
  • Es ist ein Gewächs, dem Stechdorn ähnlich,
  • Wie die Rose sticht dich sein Dorn in die Hand.
  • Wenn dies Gewächs deine Hände erlangen,
  • Findest du das Leben!

Kaum hatte Gilgamesch dieses gehört, grub er einen Schacht.

Da band er schwere Steine an die FĂĽĂźe,

Und als zum ApsĂ» sie ihn niederzogen,

Da nahm er’s Gewächs, ob’s auch stach in die Hand,

Schnitt ab von den FĂĽĂźen die schweren Steine,

Dass ihn die Flut ans Ufer warf.

Gilgamesch sprach zu ihm, zum Schiffer Urschanabi:

  • Urschanabi, dies Gewächs ist das Gewächs gegen die Unruhe,
  • Durch welches der Mensch sein Leben erlangt!
  • Ich will’s bringen nach Uruk-Gart, es dort zu essen geben und dadurch das Gewächs erproben!
  • Sein Name ist ‚Jung wird der Mensch als Greis‘
  • Ich will davon essen, dass mir wiederkehre die Jugend. –

Nach zwanzig Doppelstunden nahmen sie einen Imbiss ein,

Nach dreiĂźig Doppelstunden schickten sie sich zur Abendrast.

Da Gilgamesch einen Brunnen sah, dessen Wasser kalt war,

Stieg er hinunter, sich mit dem Wasser zu waschen.

Eine Schlange roch den Duft des Gewächses.

Verstohlen kam sie herauf und nahm das Gewächs

Bei ihrer RĂĽckkehr warf sie die Haut ab!

Zu der Frist setzte Gilgamesch weinend sich nieder,

Über sein Antlitz flossen die Tränen:

  • Ach, rate mir doch, Schiffer Urschanabi!
  • FĂĽr wen, Urschanabi, mĂĽhten sich meine Arme?
  • FĂĽr wen verströmt mein Herzblut?
  • Nicht schafft‘ ich Gutes mir selbst –
  • FĂĽr den Erdlöwen wirkte ich Gutes!
  • Jetzt steigt zwanzig Doppelstunden weit die Flut,
  • Und ich lieĂź, als den Schacht ich grub, das Werkzeug fallen!
  • Welches könnte ich finden, das an meine Seite ich legte?
  • Wäre ich doch zurĂĽckgewichen und hätte das Schiff am Ufer gelassen!

Nach zwanzig Doppelstunden nahmen sie einen Imbiss ein,

Nach dreiĂźig Doppelstunden schickten sie sich zur Abendrast.

Als sie hinein nach Uruk-Gart kamen,

Sprach Gilgamesch zu ihm, zum Schiffer Urschanabi:

  • Steig einmal, Urschanabi, auf die Mauer von Uruk, geh fĂĽrbaĂź,
  • PrĂĽfe die GrĂĽndung, besieh das Ziegelwerk,
  • Ob ihr Ziegelwerk nicht aus Backsteinen ist,
  • Ihren Grund nicht legten die sieben Weisen!
  • Ein Sar die Stadt, ein Sar die Palmgärten,
  • Ein Sar die Flussniederung, dazu der (heilige) Bereich des Ischtartempels:
  • Drei Sar und den (heiligen) Bereich von Uruk umschlieĂźt sie!

Gilgamesch Epos – 12 Tafeln

Vorheriger Artikel
Nächster Artikel

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Neueste Artikel

Aktualisierte Artikel