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Hekate – griechische Göttin der Nacht, des Mondes und der Magie

Die dreigestaltige griechische Göttin Hekate - von William_Blake
Die dreigestaltige griechische Göttin Hekate – von William Blake

Hekate ist eine ganz besondere griechische Göttin, die in den wohl geordneten Kosmos der antiken Griechen nicht so richtig passt. In die Ordnung der Griechen passt sie, genau genommen, gar nicht, denn sie ist eine Göttin des Wandels. Mondphasen, Kreuzwege, Tore und Übergänge stehen für dieses Prinzip des Wandels, das die Göttin vertritt und auf ihre ganz eigene Art unbeirrt durchsetzt. Sie ist halt die Magierin unter den Göttern der Griechen. Da das Prinzip oder auch: Gesetz des Wandels ihr Metier ist, hat sie denn auch weitere besondere Merkmale, die zum Sich-wandeln sehr gut passen. Hekate ist eine ausdrücklich hilfreiche Göttin und zwar weit über das normal Helfende griechischer Götter hinaus gehende. Und sie ist eine griechische Göttin, die keine Gegner oder Rangeleien mit anderen Göttern hat – ganz im Gegenteil: Sie wird im hohen Maße von allen Göttern geschätzt und anerkannt. 

Voraussichtliche Lesedauer: 10 Minuten

Eine ungewöhnliche Göttin für die Griechen

Die Göttin Hekate passt in die Rollenverteilung, samt teilweise strengen Hierarchien, der griechischen Götter nicht hinein. Das ist kein Wunder, denn sie wurde erst relativ spät von anderen Mythologien, die im Gebiet des heutigen Anatolien verbreitet waren, in die griechische übernommen. Anders als in Anatolien, gilt sie, nun in Griechenland „angekommen“, als Göttin der Nacht, somit auch als Göttin des Mondes, insbesondere aller Monde, als Göttin der Magie, der Kreuzwege und Übergänge. Doch auch dieses Bild der Göttin der Monde und Kreuzwege wandelt sich im Verlaufe nur weniger Jahrhunderte. All ihre Wandlungen zusammengenommen, kann man eigentlich nur sagen, dass sie ein Sinnbild für Wandel schlechthin darstellt, für Wandel als göttliches Gesetz. 

Göttin der Kreuzwege, Übergänge und des Wandels

Typisch für Hekate sind, wie gesagt, Kreuzwege und Übergänge. Das sind auch Punkte der Entscheidungen, an die sie Menschen und Götter führt und in der Regel ein Anzeichen dafür, dass etwas anderes, bislang Unbekanntes, bevorsteht. Wenn ich die vielen Beschreibungen der Göttin vergleiche, steht Hekate in erster Linie für die Kraft und die Fähigkeit sich selbst zu wandeln, für den Wandel als Lebensprinzip, wenn man so will. Doch sie bewacht auch, was solch ein Lebensprinzip eher handfest zeigt, die Schwellen und Tore zwischen den Welten. Das betrifft im griechischen Alltag auch die Türen und Tore der Häuser. Insofern ist sie dem römischen Gott der Türen und Tore, Janus, in gewisser Weise ähnlich.

Als fremde Göttin hatte Hekate keinen Platz in der Hierarchie der griechischen Götter.

Hederich

Anders als wohl noch in Anatolien, wo sie eine Muttergottheit gewesen sein soll, wurde sie bei den Griechen zu einer Göttin der Magie. Ihr Kult wurde eher im Verborgenen gepflegt. Und als zauberkräftige Frau, wie übrigens in Ägypten vor allem Isis, konnte sie den Zugang zur Unterwelt, dem Hades öffnen. Den Zugang zum Hades öffnen bedeutet zum Beispiel, dass sie Menschen und Götter mit jenen in Kontakt bringen konnte, die im Hades ein Schattendasein führten. Demeter zum Beispiel half sie bei deren Suche nach ihrer Tochter Persephone. Diese war ja von Hades selbst, mit Hilfe von Zeus, in die Unterwelt entführt worden. Hekate war es, die Persephone schließlich in der Unterwelt ausfindig machen konnte. Und das Prinzip des Wandels, des ewigen Wandelns, das ihr vermutlich schon vor ihrer griechischen Zeit vertraut war, zeigt sich auch in ihrer Dreigestalt – als Göttin des Mondes. 

Hekate als Mondgöttin und Dreigestalt

Die fremdartige Göttin der Griechen wird, laut Hederich, „insgeheim“ für den Mond, oder wie Lautwein herausarbeitet, für die Sonne der Nacht gehalten. Im Himmel ist sie Selene, auf der Erde Artemis und im Hades ist sie Persephone. Dreigestaltig also, Jungfrau, mächtige Frau und alte Weise.

Die Göttin als Dreigestalt, Figur aus Antalia
Die Göttin als Dreigestalt, Figur aus Antalia

Manche (z.B. aktuell in Wikipedia) vermuten, dass Hekate als Mondgöttin der Artemis ihren Platz streitig machen würde. Das ist schon verständlich, wenn man die griechischen Götter vor allem als die Götter der Sieger kennt. So kann man das schon sagen, denn die – heute namentlich gut bekannten – griechischen Götter waren vor allem die olympischen Götter mit Zeus als väterlichen Herrscher. Wenn ich mir aber vergegenwärtige, wie vielfältig und wandelbar, auch in ihrer Gestalt, die Göttin ist, dann scheint mir der Mond eher ein Attribut (nicht der Wesens-Kern) ihrer Wandelbarkeit zu sein. Die Göttin „muss“ also nicht mit irgend einer anderen (Mond-) Gottheit konkurrieren. Im Gegenteil – Konkurrenz wäre eher ein Indiz für starres Festhalten an seinen Rollen, Rechten oder Vorrechten. Wer sich selbst wandeln kann, kann auch seine Rollen verändern. 

Die Gestalt der Göttin wandelt sich 

Hier zitiere ich weitgehend aus Wikipedia: Die ältesten Darstellungen der Göttin stammen noch aus ihrer Heimat Kleinasien. Die Bilder zeigen die Gottheit thronend und von Löwinnen umgeben. Später dann, die älteste griechische Darstellung: Auch hier sehen wir die Göttin noch thronend, aber schon ohne ihre Löwen.

Hecate Chiaramonti, römische Kopie eines griechischen Originals
Hecate Chiaramonti, römische Kopie eines griechischen Originals

Noch später wird diese nun griechische Göttin jung, schön dargestellt – mit Fackeln in den Händen. Schließlich dann, in der Spätzeit der griechischen Götter, genauer zu Zeiten von Sokrates wird die Göttin eine Dreigestalt. Drei junge schöne Frauen, die entweder Rücken an Rücken stehen oder um einen Polos. In den Händen halten sie Früchte, Fackeln und eine Amphore. Später kommen auch Schlangen, Dolche, Stricke, Peitschen, Schalen und Schlüssel hinzu. 

Die stets hilfreiche Göttin

Soweit zu ihrem großen charakteristischen Thema des Wandels. Kommen wir zu ihrem Charakterzug des umsichtigen Helfens: Nachdem ich mich ein wenig mit der Quellenlage zu dieser für das griechische Götterpantheon so untypischen Göttin vertraut gemacht hatte, fiel mir auch auf, dass diese Göttin nicht nur hilft, sondern dass sie ausschließlich als hilfreich beschrieben wird. 

Hekate mit Fackeln in den Händen
Hekate mit Fackeln in den Händen

Das scheint mir nicht offensichtlich, da Hekate nicht besonders mütterlich beschrieben wird und mitunter auch – zum Beispiel ihren eigenen Vater – tötete. Hederich berichtet davon: Als Tochter des Peres war es ihre Aufgabe, alle Fremden aufzufinden und zu vernichten. Schließlich tötete sie auch ihren Vater und wurde mit Acetes die Mutter von zwei zaubermächtigen Töchtern: Circe und Medea. Hilfreich meint also, so meine Beobachtung, weniger einen liebevoll fürsorglichen Charakterzug (lieb sein), sondern eher, dass die Göttin alles was sie tut, im Auftrag oder auf Bitten anderer tut.

Eigeninteressen wie dieses oder jenes für sich selbst haben oder verteidigen zu wollen, waren gerade für die griechischen Götter (Hestia mal ausgenommen) sehr typisch. Sie aber, Hekate ist eine fremde Göttin. Ob sie deshalb keine eigenen Ansprüche stellen durfte oder ob sie von solcher Kraft und Macht war, für ihre Belange selbst sorgen zu können, habe ich nirgendwo beschrieben gefunden. Möglich wäre beides. 

Hochverehrte Hekate – wie das?

Der dritte besondere Merkmal der Göttin scheint mir ihre fraglos anerkannte Autorität. Das konnte nicht mal Zeus von sich sagen. Ähnlich in Ehren gehalten wurde vielleicht noch Hestia und die drei Moiren. Das schien mir erst einmal ein Rätsel zu sein und so schaute ich mir genauer an, wie die Herkunft dieser Göttin beschrieben wird, was man darüber noch weiß, welche Versionen es gibt. Denn wie in vielen älteren Kulturen so war auch im antiken Griechenland die Herkunft ausschlaggebend für die Anerkennung, die jemandem entgegen gebracht wurde. Sei es eine Gottheit oder ein Mensch. Nicht, dass Gott, Göttin oder Mensch daran gar nichts ändern konnte, aber die Tonlage war schon mal gesetzt. Hederich im gründlichen mythologischen Lexikon stellt mehrere Versionen vor, was die Herkunft der Göttin betrifft. Asteria und Perses werden als ihre Eltern beschrieben, Zeus und Hera, Zeus und Pherda oder aber Demeter allein als ihre Mutter. 

Asteria und Perses

Nach einer Version, auf die sich Wikipedia bezieht, wird Hekate als Tochter der Asteria und Perses beschrieben. Damit wäre die Göttin zweifelsfrei, wie ihre Eltern, eine Titanin. In dieser Version wäre es besonders wichtig, dass Hekate im Kampf der olympischen Götter gegen die Titanen auf der Seite von Zeus & Co, also den jüngeren Göttern stand. Verwandt mit den Titanen, doch unbehelligt auf Erden wandelnd, wird die Göttin zu einer Macht des Übergangs zwischen den Welten, der Erde und der Unterwelt.

Zeus und Hera

In einer anderen Version ist Hekate die Tochter von Zeus und Hera. Für diese Deutung der Göttin ist die Geschichte interessant, dass Hekate ihrer Mutter Hera ihr Schminkdose stahl und sie der Königstochter Europa (jene, welche von Zeus entführte) gab. Das konnte Hera ihrer Tochter aber nicht durchgehen lassen, sondern wollte sie bestrafen. Hekate entkam ihrer strafenden Mutter, was auf ihre charakteristische Eigenständigkeit verweist. Auch in dieser Version wird Hekate zu einer Göttin, die in die Unterwelt führen kann, eine Göttin des Übergangs, welche die Wege in das ungewisse Dunkle des Hades kannte. Und wer dies konnte, war hoch angesehen.

Zeus und Pherda oder Demeter 

Hederich führt noch zwei weitere Versionen zur Herkunft der Göttin an.

  • In der einen ist sie die Tochter von Zeus und Pherda und wird von ihrer Mutter ausgesetzt – nämlich an einen Scheideweg. Dort finden Hirten das kleine Bündel und ziehen die Zeustochter auf. Diese Version plausibilisiert Hekate als Göttin der Kreuzwege. Und als Zeustochter wäre auch in dieser Version verständlich, dass Zeus ihr besondere Rechte einräumte. Das tat er mit Athene zum Beispiel auch. 
  • Und schließlich gibt es eine Version, in der sie eine Tochter der Demeter ist. Als solche soll sie sie so groß und stark gewesen sein, dass Zeus sie in die Unterwelt schickte, nach Persephone zu suchen. 

Niemals übte Gewalt gegen sie der Kronide, nie rührte
er an die Macht, die ihr zukam unter den früheren Göttern.
Nein, was von Anfang an ihr heiliges Teil war, behielt sie:
Alle Ehre auf Erden, am Himmel wie auf dem Meere.

Hesiod

Literatur:

Benjamin Hederich: Gründliches mythologisches Lexikon
Thomas Lautwein: Hekate, die dunkle Göttin. Geschichte und Gegenwart
Wikipedia.de

Bildquellen: 

© William Blake – The Yorck Project (2002) 10.000 Meisterwerke der Malerei (DVD-ROM), distributed by DIRECTMEDIA Publishing GmbH. ISBN: 3936122202., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=147898 / Robin von flickr.com / Künstler/-in unbekannt – Jastrow (2006), Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1301711 / Künstler/-in unbekannt – User:Bibi Saint-Pol, own work, 2006-11-22, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1426083

1 Kommentar

  1. Hekate ist im Rahmen der griechischen Mythologie wirklich eine außergewöhnliche Gottheit. Eingeordnet wird sie in das Geschlecht der Titanen. Nach dem Weltkrieg (Titanomachie) wurden alle Titanen dem Zeus unterworfen (diejenigen, die nicht in den Tartaros verdammt wurden). Hekate wurde als einzige Titanengottheit von Zeus NICHT unterworfen. Bis heute halten die Spekulationen darüber an, weshalb Zeus Hekate nicht unterwarf. Meist hat sich die Sichtweise durchgesetzt, dass sich Zeus vor Hekate – der Dreifaltigen – fürchtet -> Furcht und Schrecken: Phobos und Deimos

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