StartGriechische GötterPersephone und Hades

Persephone und Hades

Peter Paul Rubens: Persephone und Hades in ihrem Totenreich mit Orpheus und Euridike, die sie ziehen lassen.
Peter Paul Rubens: Persephone und Hades in ihrem Totenreich mit Orpheus und Euridike, die sie ziehen lassen.

Persephone ist die Tochter von Zeus und seiner Schwester Demeter und von Zeus die Mutter von Dionysos Zagreus. Geschwisterehe war unter den Göttern dieser Zeit durchaus üblich. Und auch kein Problem. In Ägypten war Geschwisterehe ebenfalls üblich. Götter sind nicht der Biologie verhaftet, da mag große Ähnlichkeit durchaus förderlich sein, gemeinsam neues Leben zu erzeugen. Persephone wird im alten Griechenland sowohl als Frühlings- und Fruchtbarkeitsgöttin wie auch als Göttin der Unterwelt verehrt. Der Mythos der Persephone als Mutter des Dionysos berichtet folgende Geschichte.

Persephone – die Mutter des Dionysos-Zagreus

Dionysos Zagreus mit Persephone
Dionysos Zagreus mit Persephone

Schon als junges Mädchen war Persephone sehr schön. Sie, die Tochter der Fruchtbarkeitsgöttin wurde bald sogar als der immer wieder kehrende Frühling selbst angesehen. Persephone war das junge blühende Mädchen, die schöne Jungfrau schlechthin. So war denn ihr Name auch Kore, was soviel wie Mädchen heißt. Die Schönheit und Frische der jungen Persephone lockte auch ihren Vater Zeus an. Zeus verliebte sich in seine Tochter Persephone und zeugte mir ihr – in einer sogenannten Schlangenhochzeit – den Dionysos Zagreus.

Zeus verwandelte sich in eine Schlange und schwängerte Persephone. Diese Schlangenhochzeit zwischen Zeus und Persephone lag noch vor der Zeit der Persephone als Göttin der Unterwelt und Gattin des Hades. Als Persephone den jüngsten der griechischen Götter – und designierten (von Zeus erwünschten) Nachfolger des Göttervater Zeus empfing, waren noch die Wälder und Wiesen Griechenlands ihre Heimat. Ihr kleiner Sohn, Dionysos-Zagreus schien zu einem Gott der Jäger heranzuwachsen, denn er konnte sich in jedes beliebige Tier verwandeln. Auch war Dionysos, anders als die anderen griechischen Götter, ein Gott mit einem Stierkopf.

Als Dionysos-Zagreus aus den Windeln raus war und mit Spielzeug spielen konnte, begann eine sorgenvolle Zeit für Persephone und auch für Zeus. Hera nämlich nahm sehr wohl zur Kenntnis, dass dieses Kind auf dem Thron ihres göttlichen Gatten sitzen und spielen durfte. Ein Unding – für jeden anderen Gott. Einzig Dionysos räumte Vater Zeus dieses Privileg ein. Eine unbedachte Nachsicht, denn sie rief den hellsten Argwohn seiner Gattin auf den Plan, deren Ende der Tod des kleinen Gottes war. Dionysos Zagreus

Persephone und Hades

Der Raub der Proserpina von Gian Lorenzo Bernini, 1622
Der Raub der Proserpina von Gian Lorenzo Bernini, 1622

Eines Tages, Zeus war längst schon wieder auf anderen Wegen, verliebte sich Hades, der Gott in der Unterwelt, in die schöne Tochter der Göttin Demeter. Da niemand und schon gar nicht die frühlingshafte Persephone, freiwillig zu Hades als seine Gefährtin in die Unterwelt ziehen wollte, bat Hades seinen Bruder Zeus persönlich um die Hand der schönen Göttin. Zeus willigte nicht direkt in die Bitte seines Bruders Hades ein. Doch er duldete stillschweigend dessen Plan, Persephone von der Erde in die Unterwelt zu entführen.

Persephone ließ die Entführung geschehen ohne sich zu wehren, erzählen manche Dichter, andere sind überzeugt, wie der Bildhauer Gian Lorenzo Bernini, dass sie um Hilfe gerufen haben muss. So oder so – ihre Mutter Demeter ließ fortan alle Pflanzen verdorren und suchte solange nach Anzeichen ihrer plötzlich verschwundenen Tochter, bis sie endlich herausfand, dass ihre beiden Brüder Hades und Zeus dahintersteckten. Mächtig wie Demeter als Göttin aller Pflanzen war, zwang sie ihren Bruder Zeus, Persephone wieder aus der Unterwelt zurückholen zu dürfen.

Vier Granatapfelkerne

Zeus willigte ein – unter der Bedingung, den die Moiren selbst, die Göttinnen des Schicksals, allen Wesen auferlegt hatten: Dass die Göttin in all den Monaten in der Unterwelt noch nichts gegessen haben dürfe. Gemeinsam gingen Demeter und Zeus zu ihrem Bruder Hades in die Unterwelt. Auf die entscheidende Frage nun, ob jemand die Frau des Hades habe etwas essen sehen, verneinten alle. Sehr zu seinem Leidwesen, der wohl weiß, was die Frage bedeutet, auch Hades selbst. Fast, doch buchstäblich nicht ganz, entspricht die lange Fastenzeit der Göttin auch den Fakten. Jedoch hatte sie heimlich, im Garten der Unterwelt, vier Granatapfelkerne gegessen.

Frederic Leighton:_The Return of Persephone (1891)
Frederic Leighton:_The Return of Persephone, 1891

Und Askalaphos, der Obstgärtner in der griechischen Unterwelt, hatte die Frau des dunklen Herrschers im Totenreich dabei gesehen. Askalaphos berichtet seinem Herrn getreu, dass er die Göttin beim Essend von vier Granatapfelkernen beobachtet habe. Was dann drastische Folgen hatte – für Persephone und Hades und auch für ihn selbst:

  • Persephone, so wird ausgehandelt zwischen den streitenden Interessen, darf  acht Monate des Jahres zu ihrer Mutter auf die Erde in der Sonne leben. Vier Monate aber, so viele wie sie Granatapfelkerne gegessen hatte, sollte sie in der Unterwelt bei Hades leben.  
  • Hades freut sich, nun wenigsten für ein Drittel des Jahres eine Gefährtin zu haben.
  • Askalaphos aber, der Obstgärtner, wird von Persephones Mutter, Demeter, mit dem Tode bestraft, indem sie einen riesigen Stein auf ihn rollt. Herakles befreit den Obstgärtner als er in die Unterwelt kommt zwar, doch lebt dieser fortan als eine Eule.

Die Göttin als Herrscherin des Hades

Athene, Hermes, Herakles, Persephone
von links: Athene, Hermes, Herakles und Persephone mit Kerebos

Der Mythos von Hades und Persephone stammt noch aus der Zeit der neolithischen Revolution in Griechenland. Viel später erst berichten Dichter wie Homer von dem Schicksal der Totengöttin dieser ursprünglichen Frühlingsgöttin. Fortan nun, in all den Mythen, in denen Helden in die Unterwelt herabsteigen, begegnen sie dort einer dunklen strengen Göttin. Die Göttin der Toten sitzt meist an der Seite ihres Gatten Hades.

Persephone Mutter des Dionysos Zagreus und Totengöttin im Hades von Dante Gabriel Rossetti
Persephone Mutter des Dionysos Zagreus und Totengöttin im Hades von Dante Gabriel Rossetti

Doch kommt es sogar vor, dass sie das Zepter in die Hand nimmt und die grausigen Gesetze der Unterwelt durchsetzt. Der bekannteste dieser Mythen dieser Göttin als dunkler Totengöttin wird in der 12. Heldentat des Herakles beschrieben. Nachdem Hades in Angesichts des unerschrockenen, von Athene und Hermes begleiteten Helden das Weite sucht, ist es die Herrscherin im Hades, die den Kerebos an Herakles aushändigt.

Literaturquellen: 

siehe Bücher zu den Mythen der Welt, speziell das Gründliche Mythologische Lexikon und der Kleine Pauly zum Artikel dieser Göttin.

Bildquellen: 

© Meisterdrucke / Clker-Free-Vector-Images auf Pixabay / De Gian Lorenzo Bernini, CC BY-SA 3.0, Enlace / es.wikipedia.org/wiki/El_regreso_de_Persefone / Dante Gabriel Rossetti, Public domain, Wikimedia Commons

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19 Kommentare

    • Ja ist schon spannend diese Geschichte von den Granatapfelkernen. Dass man sich, dem Gesetz der Moiren entsprechend, an die Unterwelt bindet, wenn man dort Speisen zu sich nimmt, habe ich aus dem Gründliche Mythologische Lexikon und den Kleinen Pauly zum Artikel „Persephone“.

  1. Garten der Persephone
    Woher hat die Menschheit eigentlich die Vorstellung von Persephones Garten in der Unterwelt? Jeder scheint schonmal davon gehört zu haben, dass die Fruchtbarkeitsgöttin einen Garten im Reich des Todes hat, aber ich habe die Ilias wie auch die Odyssee gelesen und kann keine einzige Textstelle finden, in der die erwähnt wird? Gibt es irgendwelche anderen Texte, von Vergil oder so, in denen der Garten erwähnt wird?

  2. Homer

    Hatte Homer eigentlich viel mit der griechischen Mythologie zu tun? Er wird immer genannt, aber konkrete Beispiel gibt es irgendwie nie… Weiß jemand was darüber?

    • Homer und die griechischen Götter
      Homer hat die Ilias und die Odysse verfasst
      also die geschichte über den streit der götter der zum Trojanischen krieg wurde und dann anschließend die endlos lange reise des Odysseus nach hause

    • 3 – 4 – 6 Monate Hades

      wie lange Persephone im Hades bleiben musste – da gehen die Quellen auseinander.

      Ich würd mich als keine davon als "die Wahre" einschießen. Vermutlich hat die Zahlenangabe auch davon abgehangen, wie lang der Winter in einer Region war.

      Aus Gründen, die ich weiter unten ausgeführt habe, habe ich mich auf 4 Monate festgelegt. Sozusagen als eingesetzte Variable, die ich dann aber unter gleichen Bedingungen konstant halte.

      Angel

    • Vier

      Hallo; 

      Die Quellen sprechen mal von 3, mal von 4, mal von 6 Monaten. Also muss ich mich wohl entscheiden, welche ich für plausibel halte.

      Da hast du recht.

      Ich entscheide mich für vier – und zwar aus zwei Gründen: 

      Persephone in der Unterwelt ist die Zeit, in der die Vegetation ruht – der Winter. In Griechenland dauert diese Periode zwischen drei und vier Monaten – keinesfalls jedoch ein halbes Jahr.

      Die Entscheidung von Zeus, wie lange Persephone in der Unterwelt bleiben muss und wie lange sie auf die Erde zu ihrer Mutter kann, begründet er damit, dass Persephone vier Granatäpfel gegessen habe.

      Deshalb halte ich die Variante: 4 Monate für naheliegend.

      Vielen Dank für deine Nachfrage – ich werd die Angaben gleich auch auf den anderen beiden Seiten ändern.

      Angel
      Spielen ist das ganze Geheimnis

    • Titanen

      Mehr über die Titanen – danke für die Anregung. Kommt auch auf meine ToDo-Liste.

      Deine Frage, ob sie als Götter beschrieben werden, kann ich gleich beantworten.

      Alle Titanen und ihre Kinder – so mit anderen Titanen oder mit jüngeren Göttern gezeugt wurden – sind unsterblich. Insofern gelten sie als Götter.

      Seit der Herrschaft der olympischen Götter allerdings sind sie weitgehend bis völlig machtlos. Einige von ihnen sind sogar in den Tartaros oder – wie Prometheus – zu jahrtausendelangen Qualen verdammt. Kein besonders göttliches Leben.

      Der bekannteste der Titanen ist übrigens – dank Goethe – Prometheus.

      Neben Prometheus sind die bekanntesten Titanen: 

      • Kronos und Rheia – die Eltern von Zeus
      • Atlas (Bruder von Prometheus)
      • Leto (Mutter von Apollon und Artemis)
      • Helios, Selene und Eos

      Angel

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      Spielen ist das ganze Geheimnis.

  3. Persephone und Dionysos
    die hat´s ja in sich die Persephone. Hätte ich garnicht gedacht. Dann war Dionysos ja doch schon von Anfang an ein Gott, wenn ich das jetzt richtig verstehe. Stimmt das?

    • Gott – Sohn von Persephone und Zeus

      Kann man so sagen. Stimmt.

      KInder, deren Eltern beide Götter waren, wurden – so im griechischen Mythos – schon als Götter geboren. So Zeus und seine fünf Geschwister oder auch Persephone.

      Interessant sind Fälle wie Aphrodite und Athene. Beide Göttinnen hatten nur einen Vater – keine Mutter: Uranos bzw. Zeus. Aphrodite aus dem abgeschnittenen Hoden ihres Vaters entsprossen, Athene aus dem Kopf ihres Vaters gesprungen.

      Sterblich bzw. Halbgötter waren also nur Kinder, die mindestens einen Menschen als Vater bzw. Mutter hatten.

      Sie mussten sich – wie Herakles und Dionysos, als Sohn der Semele gesehen, ihre Göttlichkeit erst erkämpfen.

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      Spielen ist das ganze Geheimnis.

    • Zagreus war ein Gott
      Zagreus war ein Gott
      Hera lies ihn von Titanen in Stücke reißen, Athene rettete sein Herz und übergab es Zeus.
      Zeus bewahrte das Herz unter seiner Achsel auf und gab es schließlich der sterblichen Prinzessin Semele zu essen, welche davon Schwanger wurde…
      Hera wurde auf die neue Geliebte aufmerksam und brachte Semele dazu, Zeus zu bitten sich ihr in göttlicher Gestalt zu zeigen.
      Semele hielt den Anblick des Gottes nicht aus und starb (was Heras Plan war)
      Zeus trug das Baby -Dionysos- in seinem Oberschenkel aus…

      Dionysos wurde erst später zum unsterblichen Gott erhoben
      (er war zunächst sterblich, weil seine (Leih-)Mutter sterblich war…

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