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Alkyone, Eisvogel, halkyonische Tage

Alkyone, die Tochter von Aeolos, dem Gott der Winde, hält Ausschau nach ihrem geliebten Keyx. Die zwei sollen einander als Zeus und Hera gerufen haben, was dem Göttervater Zeus so gar nicht gefiel.
Alkyone, die Tochter von Aiolos, dem Gott der Winde, hält Ausschau nach ihrem geliebten Keyx. Die zwei sollen einander als Zeus und Hera gerufen haben, was dem Göttervater Zeus so gar nicht gefiel.

Die griechische Göttin Alkyone und das Wetterphänomen „Calmas de enero“, auch „Halkyonische Tage“ genannt – was hat es damit auf sich?

Alkyone und die halkyonischen Tage im Mittelmeer-Raum

Die schönsten Tage im Jahr, so heißt es im Mittelmeer-Raum, sind die Tage der „Calmas de enero“. Wir verdanken sie der griechischen Göttin Alkyone, deshalb sind sie auch bekannt als Halkyonische Tage. Dem Mythos nach hat die griechische Göttin Alkyone einen erheblichen Einfluss auf dieses Wetterphänomen. Erzählt wird, dass es nur dank Alkyone diese besonders angenehmen und windstillen Tage an und auf dem Mittelmeer gibt. Oder war des die Göttin Hera, die für dieses besondere Wetterphänomen auf dem Mittelmeer gesorgt hat? Seit Friedrich Nietzsche jedenfalls wird der Ausdruck „halkyonische Tage“ metaphorisch für eine schöne und gelassene, aber recht kurze, Zeit verwendet.

Halkyonische Tage – was ist das für eine Metapher?

Der Name „halkyonisch“ hat mit dem auch bei uns in Deutschland lebenden Eisvogel zu tun. Das Wort (halkyon oder alkyon) selbst aber stammt aus dem antiken Griechenland und bezeichnet eben diesen schönen bunten Vogel, der sich von Fischen ernährt, weshalb der Eisvogel im englischen auch Kingfisher heißt. Im antiken Griechenland nahm man, auf Grund von Beobachtungen vermutlich, an, dass die Brutzeit des Eisvogelweibchens in den Zeitraum um die Wintersonnenwende fallen würde. Das ist nicht ganz verkehrt, aber die sogenannten halkyonischen Tage können auch in den Januar fallen. Dazu komme ich gleich noch weiter unten.

Als halkyonische Tage bezeichnet man einen einige Tage um die Wintersonnenwende herum, an denen das Mittelmeer ungewöhnlich ruhig ist. Der Name „halkyonisch“ aber geht zurück auf Alkyone, die Tochter des Aiolos, dem griechischen Gott der Winde.

Der Bezeichnung liegt die Geschichte von Alkyone und Keyx aus der griechischen Mythologie zugrunde, wie sie von dem Dichter Ovid in seinen berühmten Metamorphosen beschrieben wurde. Die ruhigen sieben Tage im Dezember gelten der in einen Eisvogel (griechisch halkyon) verwandelten Alkyone. Das Eisvogelweibchen ist in diesen Tagen dank Windstille in der Lage, ihr Nest zu bauen. Sobald der Nachwuchs geschlüpft ist, erheben sich die Wellen erneut und das Meer wird unruhig.

Friedrich Nietzsches verwendete das Wort „halkyonisch“ im Sinne von „seelisch vollkommen“. In „Also sprach Zarathustra“ wird das Bild der Stille in Bezug auf den Stil eben jenes Werkes verwendet. Der Mythos steht also für Ruhe und Gelassenheit genauso wie für eine kurze Pause nach überstandenen und vor neuen Stürmen.

Der Mythos von Alkyone und Keyx

In der griechischen Antike gab es zum einen die Geschichte rund um die Tochter des Windgottes Aiolos, deren Name Alkyone aus dem Wort für „Eisvogel“ abgeleitet wurde.

Es gibt heute noch zwei Varianten, wie Alkyone, die Tochter des Windgottes mit den Halkyonischen Tagen zusammen hängt. Und mit beiden Versionen haben die drei Götter Zeus, Hera und der Gott der Winde Aiolos zu tun und in beiden ist die Tochter des Windgottes, Alkyone war mit Keyx, dem Sohn des Titanen Hesperos, dem Abendstern, verheiratet.

Keyx im Sturm

Keyx war laut Ovid auch der König der Trachinier und galt als berühmtermaßen umsichtiger und friedliebender König. Die beiden liebten einander innig und so rief Keyx, als er in eine Sturmflut kam als letztes nach Alkyone, dem Namen seiner geliebten Frau.

Der Name „halkyonisch“ hat mit dem auch bei uns in Deutschland lebenden Eisvogel zu tun. Das Wort (halkyon oder alkyon) selbst aber stammt aus dem antiken Griechenland, erinnert uns an Alkyone und bezeichnet eben diesen schönen bunten Vogel, der sich von Fischen ernährt.

Alkyone aber wusste nichts von dem Unwetter, in das ihr geliebter Mann geraten war. Sie bat die von ihr verehrte Göttin Hera an deren Schrein um eine sichere Überfahrt ihres Mannes. Hera schickte ihr daraufhin durch den Gott des Schlafes, Morpheus, einen Traum, in dem Keyx seiner wartenden Frau erschien und ihr von dem Unglück berichtete. Voller Kummer soll Alkyone sogleich an die Stelle gelaufen sein, von der sein Schiff in See gestochen war. In der Tiefe des Wassers entdeckte sie seinen Leichnam und stürzte sich in die Tiefe.

Die Götter, wohl Hera und Zeus, verwandelten daraufhin beide in Eisvögel, sodass beide unsterblich werden und ihre Seelen für immer zusammen bleiben. Aiolos aber, Gott der Winde, sorgte dafür, dass immer zu Zeiten, in denen die beiden ihre Jungen ausbrüteten, das Meer windstill und also glatt wie ein Spiegel war. Seitdem, so heißt es, gibt es Jahr für Jahr ein paar Tage im Winter am Mittelmeer, welche die „halkyonischen Tage“ genannt werden.

Alkyone und Keyx ~ Hera und Zeus

Eine andere Version wie es dazu kam, dass die Halkyonischen Tage so heißen wie sie heißen, ist von ganz anderer Art. Alkyone und Keyx nennen, da sie einander so innig lieben vermutlich, „Hera“ und „Zeus“. Das aber gefällt dem Göttervater nicht. Ob er solche Namensnennung für Hybris hält, wissen wir nicht, vermutlich so etwas in dieser Richtung. Menschen sollen Menschen und nicht etwa unsterbliche Götter sein. Auch was Hera dazu sagte, wissen wir nicht. Es soll also eine Strafe sein, dass Alkyone in einen Eisvogel verwandelt wird und auf immer nach ihrem geliebten Mann suchen wird. Er, Keyx, ist in dieser Version des Mythos kein Eisvogel, sondern ein Taucher.

Was sagt die Wissenschaft zu diesem Phänomen?

Die Wissenschaft ist überzeugt, dass sich die sogenannten Halkyonischen Tage immer dann einstellen, wenn das Hoch, welches für gewöhnlich über die Azoren liegt, seinen Standort verlagert und sich in Richtung Süden Europas ausbreitet. Das Hoch ist für gewöhnlich großflächig und kann seinen Mittelpunkt auch woanders haben, die Effekte, welche hieraus entstehen, sind kilometerweit spürbar. In der Vergangenheit gab es dieses Phänomen auch bereits in Großbritannien.

Für die Tourismus-Branche ist dieses Phänomen von Vorteil, wobei aber die Wetterlage nie konstant ist. Berühmt und berüchtigt sind die letzten zwei Dezember-Wochen, aber die „Calmas de enero“ kann auch bis Ende Februar auftauchen. Am häufigsten, obwohl das Phänomen dafür nicht bekannt ist, tritt es im Januar auf.

Zudem kann sich das Phänomen über einige Tage erstrecken, in anderen Fällen sogar über Wochen. Das war zuletzt 2018 der Fall. Es ist zudem auch möglich, dass die Wetterphase sich zwischenzeitlich endet und sich dann nach Regen und Wind erneut einstellt. Zu erwähnen ist in dieser Hinsicht aber auch, dass dies kein Garant dafür ist, dass die Sonne scheint.

Das Wetterphänomen Calmas de enero auf Mallorca

Calmas de enero ist spanisch und bedeutet „Ruhe(tage) im Januar“. Bei den Einwohnern der Insel ist dieses Phänomen sehr beliebt, denn urplötzlich kommt es wieder zu sonnigen Tagen. T-Shirt-Wetter mitten im Winter ohne auch nur eine Wolke. Bemerkenswert ist auch, dass der Wind in dieser Zeit beinahe gänzlich pausiert, obwohl ein dezenter Wind auf einer Insel normal ist. Dies geht einher mit einem Meer, welches nicht mal eine Welle zeigt. Das Meer ist „spiegelglatt“ oder wie die Einwohner Mallorcas sagen: „El mar esta como un plato“ Das bedeutet so viel wie: Das Meer liegt da, wie ein Teller.

Die Höchstwerte werden selten über 20 Grad übersteigen, in der Nacht kühlt es sogar ab bis an den Gefrierpunkt. Wer mit einer Fähre nach Mallorca reisen will, sollte alle Facetten des Wetterphänomens kennen. Mittelfristige Prognosen können vor einem Urlaubsantritt überprüft werden, hieraus ist immer eine Tendenz zu entnehmen.

Literaturquellen:

Ovid, Metamorphosen
Wikipedia, Stichwort Keyx
Benjamin Hederich: Gründliches mythologisches Lexikon

Bildquellen:
©

Herbert James Draper – http://www.artrenewal.org/asp/database/image.asp?id=9002&hires=1, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1316939 / AdobeStock_210275362

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1 Kommentar

  1. Als halkyonische Tage bezeichnete man im antiken Griechenland einen Zeitraum von vierzehn Tagen im Dezember um die Wintersonnenwende. Die halkyonischen Tage wurden wegen des gewöhnlich schönen Wetters und der Windstille geschätzt, das Meer war in dieser Zeit ruhig und gut befahrbar.

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