Ein spielerischer Umgang mit den Dingen, den Sinnen, Klängen, Düften und Farben kennzeichnet die Götter der Kunst und des Spielens.
Das ist ihnen gemeinsam.
Doch schaust du dir zwei ihrer prominenten Vertreter an: Apollon und Dionysos, siehst du auch leicht, wie weit das Feld der schönen Künste ist.
Apollon ist für die „schönen“ Künste zuständig. Die Lyra – ein Saiteninstrument – gehört zu seinen Zeichen.
Zu seinem Gefolge gehörten die neun Musen, Töchter der Menmosyne und des Zeus.
Dionysos mit seiner Doppelflöte erzeugt Töne ganz anderer Art. Doch auh er hatte ein Gefolge – aus Satyrn, Mänaden, Silen und Pan. Das Spiel auf Föten und Rasseln gehörten zu jedem Dionysos-Fest.
Das Theater – nie zuvor und seitdem nie wieder zu solcher Blüte wie im klassischen Athen gebracht – war ebenfalls dem Dionysos geweiht. Weshalb Dionysos auch der Gott der Masken hieß.
Bedenkt man, dass Apollon und Dionysos zugleich die paradigmatischen Vertreter zweier entgegengesetzter Ausrichtungen sind: Ordnung – Apollon und Chaos – Dionysos – wird gerade die Kunst zu einem spannenden Thema.
Sie ist der Bereich, neues zu erschaffen – das Leben lebendig zu halten oder erst werden zu lassen.
Kunst braucht beides – Ordnung und Chaos. Ohne Ordnung – etwa Spielregeln wie Versmaß, Noten, das Handwerk bleibt Kunst im Bereich des Beliebig Bedeutungslosen. Sie lockt in keine Richtung, zeigt auch keine und sagt weiter nichts.
Ohne Chaos aber wird aus Kunst keine Kunst. Sondern ein gewolltes Konstrukt, das nur Gähnen erzeugt.
Das Gegenstück, und jetzt wird´s ganz verrückt, zu den Kunstgöttern, sind die Totengötter. Leben – Tod die Achse. Das Verrückte: Dionysos war – auch und nicht gerade zuletzt – ein Gott des Todes.
Was die Künste betrifft, sind die alten Griechen einsame Spitze. In anderen Kulturen gab es vergleichbares zur Konstellation Apollon – Dionysos – nicht.
Die Ägypter hatten ihre Hathor – die nicht nur für Liebe und Schönheit, sondern auch für die schönen Künste zuständig war. Kunst als Bezauberung, Verführung.
Bei den nordischen Göttern gab es immerhin einen Gott der Dichtung. Was anzeigt, wie hoch dieses Metier der Kunst im Ansehen der Germanen und Wikinger stand.