StartÄgyptische GötterThot: Der weise Gott der Ägypter

Thot: Der weise Gott der Ägypter

Der Gott Thot (ganz rechts) als Vermittler zwischen den Göttern und den Menschen. Als Vermittler nimmt er, oft zusammen mit Ma'at (Feder auf der rechten Waagschale), an den Totengerichten teil.
Der Gott Thot (ganz rechts) als Vermittler zwischen den Göttern und den Menschen. Als Vermittler nimmt er, oft zusammen mit Ma’at (Feder auf der rechten Waagschale), an den Totengerichten teil.

Thot ist der ägyptische Gott der Weisheit, des Mondes und der Magie und gehört zu den ältesten Göttern der Ägypter. Als sein Vater gilt der Sonnengott Ra. Seine Mutter, Ma’at, galt auch als seine Frau. Bekannt ist Thot als Vermittler – sowohl zwischen den Göttern als auch zwischen den Göttern und den Menschen. In dieser Rolle als Vermittler nimmt er, oft zusammen mit Ma’at, an den Totengerichten teil.

Voraussichtliche Lesedauer: 8 Minuten

Die Herkunft und Familie des Gottes

Thot, auch bekannt als Djehuti, ist einer der faszinierendsten Götter der altägyptischen Mythologie. Seine Herkunft ist von großer Bedeutung, da er als einer der ältesten Götter verehrt wurde. Thot wurde oft als menschenähnliche Figur mit einem Ibiskopf oder einem Paviankopf dargestellt, was ihn von anderen Göttern deutlich unterscheidet. Er ist der Sohn des Atum-Ra, dem Sonnengott der altägyptischen Religion, und der Ma’at, der Göttin der Ordnung, Wahrheit und des Gleichgewichts.

Fries des Gottes im Horus Tempel von Edfu
Fries des Gottes im Horus Tempel von Edfu

Die Rolle von Ma’at und die Frage nach seiner Frau

Obwohl Ma’at als Thots Mutter angesehen wird, wird oft spekuliert, ob sie auch seine Frau war. Die Beziehung zwischen Thot und Ma’at ist komplex und symbolisiert die Verbindung zwischen Weisheit und Gerechtigkeit im ägyptischen Weltbild. Einige Interpretationen deuten darauf hin, dass Ma’at und Thot ein spirituelles Band teilten, das über die bloße familiäre Beziehung hinausging. Fragt sich, woher man das weiß. Denn gerade die Beziehung zwischen Thot und Ma’at ist nicht explizit als die von Mann und Frau beschrieben, gemeinsame Kinder haben sie auch nicht. Doch Reliefdarstellungen, Wandmalereien, Statuen und andere Kunstwerke aus dem Alten Ägypten zeigen oft Thot in Verbindung mit Ma’at oder bei der Ausführung ihrer verschiedenen Rollen, wie zum Beispiel als Schreiber und Feder im Totengericht.

Verehrung und Bedeutung

Thot wurde im gesamten Alten Ägypten verehrt, doch seine Hauptkultstätte war Hermopolis, auch bekannt als Khemenu, im oberägyptischen Teil des Landes. In Hermopolis wurde Thot als Hauptgott des dortigen Pantheons angesehen, was seine immense Bedeutung für die Bewohner dieser Region unterstreicht. Seine Verehrung erstreckte sich jedoch weit über die Grenzen von Hermopolis hinaus, und er wurde in Tempeln im gesamten Land verehrt.

Der Gott Thot als Vermittler zwischen den Göttern und den Menschen. Als Vermittler nimmt er, oft zusammen mit Ma'at, an den Totengerichten teil.
Der Gott Thot (Mitte, mit Stift und Papyrus) als Vermittler zwischen den Göttern und den Menschen war auch beim Totengericht anwesend. Auf der Waage die Göttin Ma’at, auf der rechten Wagschale ihre Feder, unter der Waage Anubis, der die Waage einstellt und Ammut, der das Herz des Toten frisst, wenn dessen Herz schwerer als die Feder der Ma’at ist.

Thots Rolle im Totengericht

Der Gott Thot hatte viele Aufgaben im Zusammenspiel zwischen Göttern und Menschen. Eine der wichtigsten war die des Schreibers im Totengericht. Während des Totengerichts war der Gott Thot daran beteiligt, die Herzen der Toten zu wiegen. War das Herz leichter als die Feder der Ma’at, konnten sie fortan in Gemeinschaft mit den Göttern leben. Andernfalls wurde ihr Herz gefressen von Ammut. Seine Aufgabe im Totengericht unterstreicht Thots Bedeutung als Hüter der Weisheit und Gerechtigkeit. Darüber hinaus diente er als Vermittler zwischen dem Toten und den Richtern des Totengerichts, den 42 Unterweltgöttern. In Darstellungen des Totengerichts wird Thot oft mit einer Papyrusrolle und einer Feder dargestellt, die er verwendet, um die Ergebnisse des Wiegens aufzuzeichnen. Diese Symbole repräsentieren seine Rolle als Schreiber und Hüter der Weisheit im Totengericht. Thot wird auf diesen Abbildungen auch oft mit einem Ibis- oder Paviankopf dargestellt, was seine Verbindung zur Schreibkunst und zur Weisheit symbolisiert.

Den Ibiskopf und die Schreibfeder sieht man auf diesem Relief in Luxor sehr gut.
Den Ibiskopf und die Schreibfeder sieht man auf diesem Relief in Luxor sehr gut.

Der Gott Thot als Vermittler zwischen Horus und Seth

In der ägyptischen Mythologie gibt es verschiedene Geschichten und Interpretationen über die Beziehung zwischen Thot und Seth sowie deren Rolle im Konflikt zwischen Ordnung und Chaos. Eine der bekanntesten Geschichten ist die, in welcher der weise Gott Thot eine entscheidende Rolle bei der Wiedergutmachung des Konflikts zwischen Horus und Seth spielt. Nachdem Seth seinen Bruder Osiris getötet hatte und Horus, der Sohn von Osiris und Isis, erwachsen wurde, beanspruchte er rechtmäßig den Thron Ägyptens. Seth weigerte sich jedoch, den Thron zu übergeben, was zu einem langwierigen Konflikt zwischen Horus und Seth beiden führte.

  • In einigen Versionen dieser Geschichte unterstützt Thot Horus bei seinem Kampf gegen Seth. Thot wird dabei oft als Vermittler zwischen den beiden Rivalen dargestellt, der versucht, einen friedlichen Kompromiss zu finden.
  • In wieder anderen Versionen fungiert Thot als Schiedsrichter in einem göttlichen Gerichtsverfahren, in welchem die Götter über den Anspruch der beiden Rivalen auf den Thron entscheiden müssen.
  • Es gibt jedoch auch Texte, die Thot als neutralen Vermittler zeigen, der versucht, den Konflikt zwischen Horus und Seth zu lösen, ohne eine Seite zu bevorzugen. In diesen Versionen spielt Thot eine wichtige Rolle bei der Wiederherstellung des göttlichen Gleichgewichts und der Wahrung der Ordnung im ägyptischen Pantheon.

Die Darstellung von Thots Rolle im Konflikt zwischen Horus und Seth ändert sich durchaus je nach Quelle und Interpretation der ägyptischen Mythologie. Doch allen Versionen gemeinsam ist, dass Thot als Vermittler und als Hüter von Weisheit, Ordnung und Gerechtigkeit auftritt.

In der altägyptischen Mythologie wird Thot auch als Mondgott angesehen und trägt auf manchen Abbildungen die Mondkrone.
In der Mythologie wird Thot auch als Mondgott angesehen und trägt eine Mondkrone.

Thot als Gott des Mondes

Eine mythologische Verbindung zwischen Sonne und Mond gab es, wie in wohl allen antiken Kulturen, auch in Ägypten. Die Beziehung zwischen Sonne und Mond spielte eine wichtige Rolle im Weltbild der alten Ägypter. Die Sonne, repräsentiert durch den Gott Ra galt als Inbegriff für Licht, Leben und Schöpfung. Der Mond wurde ebenfalls als eine göttliche Kraft betrachtet, welche die Nacht erhellte und den Rhythmus der Zeiten beeinflusste. Als Gott des Mondes nannte man Thot auch den silbernen Aton, nämlich in Zeiten von Echnaton.

In der altägyptischen Mythologie wird Thot auch als Mondgott angesehen und trägt auf manchen Abbildungen die Mondkrone. In erster Linie aber galt Thot nicht als Mondgott. Seine Hauptaspekte bezogen sich auf Weisheit, Schreibkunst und Urteilskraft. Vielleicht ist ja so, dass Thot aufgrund seines Weitblicks, auch über die Äonen, mit dem Mond in Verbindung gebracht wurde. Denn die Zeit stand eng mit dem Mondzyklus in Verbindung. Seine Verbindung zum Mond ist weniger zentral als die anderer Gottheiten. Vor allem Chons wurde als der eigentliche Mondgott angesehen.

Fazit – Thot als Gott der Weisheit und Vermittler, auch dank Sprache und besonders Schrift

Obwohl Thot als Weisheitsgott und Vermittler angesehen wird, war er auch in Konflikte verwickelt. Ein besonders existentieller Konflikt war sein Streit mit dem Gott Seth um die Herrschaft über Ägypten. Diese Rivalität spiegelte die ewige Spannung zwischen Ordnung und Chaos wider, die ein zentrales Thema in der ägyptischen Mythologie war. Thot ist durch seine vielen Funktionen ein vielschichtiger Gott des alten Ägyptens. Seine Rolle als Vermittler und Hüter von Weisheit, Gerechtigkeit und Schrift macht ihn in einer Kultur, die Schrift kultivierte, zu einer Schlüsselfigur.

Quellen:

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