Das Wiederaufleben der Wasserpfeife heutzutage und hierzulande kann man in allen größeren Städten beobachten. Ein Blick auf die Wurzeln diese Tradition zeigt, dass gemeinsames Erzeugen von Rauch eine besondere Verbindung schaffen soll. Verbindung womit? Nun, es begann vermutlich mit den Göttern. Und noch ein Detail der Rauchkultur ist fraglich: Viele Berichte gehen davon aus, dass die Geschichte des Rauchens in diversen Formen in Indien und Nordamerika begann. Oft ist es aber nicht klar, was dann mit Rauchen gemeint ist. Rituell erzeugter Rauch – darum handelt es sich meist, wenn von der Herkunft der Rauchkultur berichtet wird. Weniger klar ist, durch das Verbrennen welcher Substanzen dieser heilige Rauch erzeugt wurde.
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Wasserpfeife rauchen
Ob Shisha-Bars schon das Ende der Geschichte des Rauchens markieren, darf man bezweifeln. Hierzulande gibt es unzählige Bars, die das Wasserpfeife-Rauchen anbieten und zelebrieren. Junge Menschen, die vielleicht nicht gern zur Zigarette als Tabakkonsumenten greifen möchten, sehen in ihr die beste Alternative. Ein Faktor scheint dabei besonders wichtig zu sein. Man kommt zusammen. Und damit steht das Wasserpfeife-Rauchen auf jeden Fall in der Tradition von Geselligkeit und Zusammensein mit Gleichgesinnten. Man tauscht sich aus und kommuniziert über alles Mögliche im Alltag. Auch welcher Tabak vielleicht der Richtige ist, und welche Geschmacksrichtungen besonders intensiv sind, kann man dann live diskutieren.
Die Spuren der Geschichte des Rauchens führen in den Orient
Und die Spuren der Geschichte des Rauchens führen auch nach Indien – vor allem so weit es das Equipment der Wasserpfeife betrifft. Der vom Persischen abstammende Ausdruck „Schische“, für Glas, wird als Ableitung für die Shisha benannt und gilt als eine historische Wasserpfeife. Im gesamten indischen wie auch arabischen Raum ist sie traditionell vorhanden und wird noch heute sehr intensiv genutzt. Es wird davon ausgegangen, dass sie schon vor Hunderten Jahren genutzt wurde und sie zunächst aus einer Kokosnuss und einem Bambusrohr bestand. Es verbreitet sich der Name über das Türkische und Arabische und sogar in Regionen nordafrikanischer Dialekte. Hier handelte es sich allerdings nicht mehr nur um den Ausdruck für Glas, sondern spezifische für die Wasserpfeife an sich. Im Türkischen wird die Pfeife als „Nargile“ bezeichnet, was auf das persische Wort „nargile“, das dann wiederum „Kokosnuss“ bedeutet, abgeleitet. Somit fundiert sich die These und die Erzählung, dass ein Bestandteil der Shisha eben auch aus einer Kokosnuss bestand. Das Sanskrit-Wort „narikela“, geht ebenfalls auf „die Kokosnuss“ zurück.
Indien und seine heiligen Sadhus
Die Spuren führen vom Orient weiter östlich – nach Indien. Nur gibt es da eine kleine Ungereimtheit. In Indien wurde sehr wahrscheinlich erst relativ spät, etwa ab 1600, Tabak geraucht. Denn der Ursprungsort des Tabakrauchens liegt weit im Westen, westlich des Atlantischen Ozeans. Eine viel weiter zurück reichende Tradition hatte in Indien das Rauchen von bewusstseinsverändernden Substanzen. Bilder von ehrwürdigen heiligen Männern, Sadhus im Meditationssitz, die rauchen, gibt es viele. In Wikipedia, Stichwort Sadhu, heißt es zum Beispiel: „Viele Sadhus rauchen Haschisch (charas) oder Cannabis (ganja), unter anderem zum Zwecke der Meditation.“ Traditionell scheint es in Indien vor allem das Loslassen, sich Auflösen im Nirwana als Ziel der Meditation anzustreben. Sie verbinden, was auch heißt: identifizieren sich mit dem Gott Shiva – dem Gott, der die festen Formen zerstört.
Intensive Meditation oder Cannabis
Nach meiner Erfahrung passen Cannabis und Meditieren nicht gut zusammen, warum? Ich meditiere seit vielen Jahren mindestens eine Stunde pro Tag. Für intensivere Meditationsphasen ist nicht nur Entspannung bzw. Loslassen wichtig, sondern auch Konzentration. Unter Konzentration im Kontext von Meditation verstehe ich die Fähigkeit, über längere Zeit den einmal gewählten Fokus klar und scharf zu halten. Diese Fähigkeit, sich über längere Zeit präzise zu fokussieren, ist den meisten Menschen nicht in die Wiege gelegt, sondern braucht Geduld und Zeit. Die Wirkung von Cannabis dagegen geht in die andere Richtung: Defokussierung.
Tabak im ursprünglichen Amerika
Explizit um das Rauchen von Tabak ging es dagegen bei den Völkern im Norden und Süden des amerikanischen Kontinents in den Zeiten vor Columbus.
Das Rauchen von Tabak hat sich im früheren Amerika vermutlich aus der Räucher Zeremonie der Priester und Medizinmänner entwickelt. Die auch bei uns in Europa sprichwörtlich gewordene Friedenspfeife haben wir von solchen Räucher Zeremonien übernommen. Dass bei solchen Ritualen nicht nur Tabak oder, je nach Ritual, auch andere Pflanzen geräuchert wurden, liegt in der Natur der Sache (von Ritualen). Das Räuchern von Kräutern und überhaupt Pflanzen und Pflanzenteilen stammt zwar keineswegs exklusiv aus Amerika, ist aber typisch für die Kultur der Inka, Azteken oder in heutiger Zeit: Navajo, Hopi und Tsalagi (Cherokee).
Rauch und Räuchern – sich mit den Göttern verbinden
Ein drittes Beispiel für die Tradition des rituellen Räuchern führt uns nach Europa – in das antike Griechenland. Professor Walter Ötsch, den ich hier im Video verlinkt habe, beginnt seine Welt-Bilder Vorlesungsreihe mit den Helden und Göttern im frühen Griechenland. Vielleicht habt ihr ja Lust, dem Professor eine Weile zuzuhören – er erzählt sehr anschaulich und lebendig von Kulturen, die für uns Heutige kaum oder gar nicht zu verstehen sind. Der Punkt, um den es mir hier in dem Kontext geht, ist aber das Rauchopfer. Ötsch beschreibt zum Beispiel, wie im alten Griechenland ein Fest zu Ehren des Dionysos gefeiert wurde.
Geopfert und verbrannt wurde in der Regel ein Tier, zum Beispiel ein stattlicher Stier. Das Fleisch rituell zu verspeisen, gehörte neben Trinken, Tanzen, Singen, Vögeln zu den zentralen Bestandteilen des Rituals oder rituellen Festes. Der Rauch des gebratenen Tieres nun stieg zu Göttern empor und galt als die Gabe an die Götter. So feierten Menschen und Götter gemeinsam ein Fest. Und das zu Feiernde war neben dem Anlass, wie etwa der Ankunft des Frühlings, die Verbindung zwischen Menschen und Göttern.
Quellen:
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- Bilder: © Carabo Spain auf Pixabay / DEZALB auf Pixabay / brian261 auf Pixabay / Jean Pascal Sébah – The short cut to India the record of a journey along the route of the Baghdad railway, by David Fraser [1], 1909., Gemeinfrei, commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2943559 / Kritzolina – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=38356254