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Himmelsleiter zu den Göttern

Eine Himmelsleiter kennt man in vielen Religionen.
Eine Himmelsleiter kennt man in vielen Religionen.

Fast alle Religionen sind sich darin einig, dass der Himmel jener Ort ist, wo die Götter wohnen. Zum Beispiel war das bei den griechischen, ägyptischen und indischen Göttern der Fall wie auch bei den monotheistischen Göttern im Islam, Judentum oder Christentum. Auch Moslems, Juden und Christen stellen sich ihren Gott im Himmel vor. Die Menschen hingegen leben in diesen Weltbildern auf der Erde, zumindest, solange sie in ihrem materiellen Körper gefangen sind. Auch in dieser Abwertung des materiellen Lebens waren sich (fast) alle Religionen einig. Eine Ausnahme bilden die tantrischen Traditionen im Hinduismus und Buddhismus. Aber zurück zur Himmelsleiter als Verbindung zwischen den Göttern und den Menschen. Welche Vorstellungen und Deutungen gab es über die Verbindung zwischen Erde und Himmel und wer darf die Himmelsleiter benutzen?

Voraussichtliche Lesedauer: 8 Minuten

Der Himmel – Sphäre des Geistigen und Göttlichen

Blicken wir geschichtlich zurück, wollten die Menschen schon immer ein Teil der himmlischen Gesellschaft werden, z. B. im Alten Ägypten. Es scheint eine starke Sehnsucht darin zu bestehen, sich mit dem Göttlichen zu verbinden, zumindest im jenseitigen Leben. Als Sphäre des Geistigen und Göttlichen ist der Himmel streng genommen eine nicht-räumliche Sphäre, die Götter, Engel und viele andere übernatürliche Wesen beherbergt. Spätestens nach dem Tod will auch der Mensch der Gesellschaft des Himmels angehören. Was der Mensch dafür tun muss, welches Leben er führen sollte, das ist das große und allgemeine Thema all der Religionen, die wir kennen. In diesem Punkt unterscheiden sich auch kosmopolitische spirituelle Traditionen nicht von den monotheistischen Religionen. Meist geht es darum, ein moralisches einwandfreies Leben zu führen, ein Gott- bzw. Götter-gefälliges Leben. Nur dann verdient es der Mensch, nach seinem (biologischen) Tod weiter- und sogar ewig zu leben.

Leiter direkt ins Licht des Himmels
Leiter direkt ins Licht des Himmels

Himmelsleiter oder Himmelstreppe

Es gibt Zeugnisse darüber, dass sich die Menschen schon früh den Weg nach oben bildlich vorstellten. Dabei lag es nahe, sich eine Treppe, so einen Treppenlift außen, in den Himmel oder eine Himmelsleiter vorzustellen, wo alle Himmelswesen, die hinunter auf die Erde wollen, hinabsteigen und wieder emporsteigen konnten. Den Erdlingen gelang dies normalerweise nicht, zumindest nicht zu ihren Lebzeiten auf Erden. Ein dokumentierter Versuch misslang, von welchem weiter unten, noch die Rede sein wird, dem Turmbau zu Babel. Doch beispielsweise die Engel konnten die Himmelsleiter in beide Richtungen benutzen, obwohl sie über Flügel verfügen. Es scheint also – zumindest aus geschichtlicher Sicht – dass diese Himmelsverbindung den himmlischen Wesen vorbehalten ist und der Mensch erst nach seinem Tod Zugang bekommt, sofern er ihn verdient hat.

Die Jacobsleiter, Gemälde von Michael Leopold Lukas Willmann, ca 1691
Die Jacobsleiter, Gemälde von Michael Leopold Lukas Willmann, ca 1691

Die biblische Jakobsleiter

Auch die Jakobsleiter ist eine Himmelsleiter oder eine Himmelstreppe. Das hebräische Wort sullām kann neben Treppe auch Stiege oder Rampe bedeuten. Die bildlichen Vorstellungen beruhen wahrscheinlich auf altorientalischen Tempeltreppen, die von unten nach oben, zum Allerheiligsten, führten. Auch über die Jakobsleiter gibt es eine biblische Erzählung, der diese Himmelsleiter ihren Namen verdankt. Denn Jakob erblickte sie in einem Traum, als er vor Esau, seinem Bruder, auf der Flucht war. In diesem Traum sah er Engel, die die Himmelsleiter hinauf- und hinunterstiegen. Ganz oben steht der Herr und Gott Jehova, welcher Jakob Land und Nachkommen verspricht. Jakob gelingt es also, eine Verbindung oder Nähe zu Gott aufzubauen. Es sieht diesen Traum als Bestätigung dafür an, das Richtige zu tun.

Das Kreuz Jesu als Himmelsleiter

Auch das Kreuz Jesu wird spirituell als eine Verbindung zum Himmel und damit zu Gott gedeutet. Im Johannes-Evangelium steht: „Ihr werdet den Himmel geöffnet und die Engel Gottes auf- und niedersteigen sehen über dem Menschensohn“. Von den Kirchenvätern wird das Kreuz als Höhepunkt verstanden, als Leiter zum Himmel bzw. zum Paradies. Durch das Kreuz wird die Erde und der Himmel wieder vereinigt. Denn zuvor waren Himmel und Erde getrennt – sie standen sich feindlich gegenüber. Der Menschensohn Jesu kam auf die Erde zu den Menschen, indem er geboren wurde. Das korrespondiert mit dem Bild des Abstiegs der Engel in die Welt der Menschen. Er starb am Kreuz und schafft dadurch die Verbindung zum Himmel, was mit dem Bild des Aufsteigers der Engel in den Himmel korrespondiert.

Ihr werdet den Himmel geöffnet und die Engel Gottes auf- und niedersteigen sehen über dem Menschensohn (Joh 1,51)

Ein gutes Beispiel für eine Stufenpyramide, wo die Außenwände nicht geglättet wurden, ist die Djoser-Pyramide.
Ein gutes Beispiel für eine Stufenpyramide, wo die Außenwände nicht geglättet wurden, ist die Djoser-Pyramide.

Sind die Pyramiden Himmelsleitern / Himmelstreppen?

Die Geheimnisse über die Funktionen der Pyramiden sind immer noch nicht abschließend geklärt, auch wenn man sich über einige Funktionen einig ist. Sie sind Grabstätte der Könige (Pharaonen) im Alten Ägypten gewesen. Doch nicht immer hat man sie dort untergebracht, aus Furcht, dass Grabräuber sie finden und beschädigen. Denn ein Leben nach dem Tod war im Alten Ägypten an der Unversehrtheit des Körpers – der Mumie – gekoppelt.

Die Spitze der Pyramide war ursprünglich Gold und spiegelte die Sonne und damit den Sonnengott in ihrem Licht. Die Sonnenstrahlen bildeten nach altägyptischen Überlieferungen eine Rampe oder eine Treppe, auf welcher die verstorbene Seele des Pharaos in den Himmel, zu den Göttern, insbesondere zum Sonnengott Re, aufsteigen konnte. Daher könnte man die Pyramide als die erste Stufe in den Himmel deuten. Manche deuten sie sogar als Treppe in den Himmel. Denn alle Pyramiden wurden stufenförmig gebaut, auch jene mit geglätteten Außenwänden. Ein gutes Beispiel für eine Stufenpyramide, wo die Außenwände nicht geglättet wurden, ist die Djoser-Pyramide. In den altägyptischen Gräbern fand man tatsächlich Leitern, die den Toten vermutlich als Himmelsleitern dienen sollten. Auch Amulette in Form von Leitern waren eine beliebte Grabbeigabe. Die beiden Holme der Leitern wurden oft in Form von Djet-Pfeilern gestaltet. Der Djet-Pfeiler ist das Symbol für Dauer und Beständigkeit.

Der Turmbau zu Babel

Doch nicht immer endet der menschliche Bau einer Verbindung zum Himmel mit einem Happy End, wie im Alten Ägypten. Im Alten Testament gibt es eine interessante Erzählung, die darüber informiert, was passiert, wenn der Mensch versucht, eine Verbindung zum Himmel zu bauen. Der Turmbau zu Babel ist solch ein Versuch; seine Spitze sollte bis in den Himmel ragen. Der Bau scheint sogar zu gelingen, denn der Herr (Gott) stieg herab, um sich die Stadt und den Turm anzusehen, die die Menschenkinder bauten. Er befürchtete, dass den Menschen nichts mehr unerreichbar sein wird und dass sie größenwahnsinnig werden, wenn er den Bau zulässt. Also schritt er unblutig ein, verwirrte ihre Sprache, sodass sie sich nicht mehr verständigen konnten und verteilte sie über die ganze Erde. So kam der Turmbau zu Babel zum Stillstand.

Fazit – die Himmelsleiter

Die Vorstellung von einer oder von mehreren Himmelsleitern kommen in vielen Religionen vor. Sie sollen eine Verbindung zu einem Gott oder zu mehreren Göttern symbolisieren. Auch das Jenseits (u. a. das Paradies) befindet sich häufig am anderen Ende der Himmelsleiter. Doch die Himmelsleiter symbolisiert gleichfalls eine spirituelle Verbindung zum Göttlichen während des irdischen Lebens. Der Mensch entscheidet selbst, welche Beziehungen er eingehen will, wie er sie pflegen und gestalten möchte. Das gilt gleichfalls für seine Beziehung zu einem Gott, zum Göttlichen oder zu mehreren Göttern. Unabhängig davon, für welche Religion sich Menschen entscheiden – alle Götter treffen sich im Himmel.

Quellen


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