StartGriechische GötterKybele - Magna Mater aus Phrygien

Kybele – Magna Mater aus Phrygien

Κυβελη - die phrygisch, kretische Göttin Kybele wird auch als Göttermutter Rhea verehrt.
Κυβελη – die phrygisch, kretische Göttin Kybele wird auch als Göttermutter Rhea verehrt.

Κυβελη, Kybele (griechisch Κυβέλη), in Rom dann auch „Große Mutter (griechisch Μεγάλη Μήτηρ, Magna Mater) genannt, gehört nicht in das Pantheon der olympischen Götter. Die Göttin stammt ursprünglich aus Phrygien in Kleinasien und kam von dort nach Kreta. In der griechischen Antike galt sie vor allem in Kreta als die große Mutter der Götter. Was zur Folge hatte, dass sie mit Rheia, Mutter der olympischen Götter, gleichgesetzt wurde. Zusammen mit ihrem Geliebten Attis wurde Kybele dann im römischen Reich als Magna Mater bekannt. Der Kybele- und Attiskult war bis in die Spätantike ein im ganzen römischen Reich verbreiteter Mysterienkult.

Voraussichtliche Lesedauer: 8 Minuten

Die alte Göttin Kybele in Phrygien

Kybele ist, so erzählen es die Mythen aus Phrygien, die Tochter eines phrygischen Königs. Meon hieß der König eines Landes, Phrygien in Kleinasien, das in der Antike mal ein Großreich gewesen sein muss. Etwa zu Zeiten des Trojanischen Krieges aber löste sich das Großreich in kleine Fürstentümer auf. Meon also ließ seine Tochter, als sie gerade geboren war, in die Wildnis aussetzen. Das hatte den, für den König einfachen, Grund, dass das Neugeborene ein Mädchen war. Er aber wünschte sich, brauchte auch, wie es in Phrygien zwingend war, als Thronerben einen Sohn. Das Neugeborene aber starb nicht in der Wildnis, sondern wilde Tiere, namentlich Löwen und Panter, nährten des wehrlose Kind. Löwen blieben bzw. wurden dann auch ihre heiligen Tiere.

Kybele setzte man im antiken Griechenland mit der Göttermutter Rhea gleich.
Kybele setzte man im antiken Griechenland mit der Göttermutter Rhea gleich. Ihr heiliges Tier ist der Löwe.

Zeus und Kybele – der griechische Mythos

Aus Phrygien stammend kam die phrygische Mutter der Götter auch nach Griechenland, insbesondere nach Kreta und Thrakien. Einerseits setzte man sie nun mit der griechischen Göttermutter Rhea gleich, sie wäre dann also die Mutter von Zeus. Andererseits gibt es Mythen, in denen sie von Zeus gezeugt wurde, also seine Tochter war. Und um die Verwirrung zu vervollständigen: Beide Göttinnen wurden auch mit Demeter gleich gesetzt, ebenfalls eine vor allem mütterliche Göttin. Demeter ist die Schwester von Zeus und als seine Geliebte die Mutter von Persephone.

Kybele als Mutter von Zeus

Als Rhea wäre Kybele die Mutter von Zeus, die ihren Sohn in der Wildnis von Kreta auf dem Berg Ida vor dem verschlingenden Kronos versteckt. Durch Kybele bekäme und bekam Rhea weit wildere Züge als zuvor, da sie vor allem die unglückliche Frau von Kronos war. Die wilden Koribanten, oft mit den Kureten verwechselt, sind die Begleiter der phrygischen Göttin Kybele. Mit dem Lärm ihrer Waffen schützen diese neun Dämonen, das Zeus Kind vor dem argwöhnischen Vater Kronos. Kronos sucht seinen jüngsten Sohn Zeus in allen Landen. Doch Rhea = Kybele hat ihr Jüngstes in einer Höhle versteckt, die von den lärmenden Koribanten / Kureten bewacht wird. So kann das Zeus Kind aufwachsen – bis es schließlich seinen Vater besiegen und seine fünf älteren Geschwister befreien wird. Wieder mit Hilfe seiner Mutter Rhea = Kybele.

Kybele als Tochter von Zeus

Doch so ganz ließ sich der Mythos dieser viel älteren Gottheit nicht in die vergleichsweise junge griechische Mythologie einfügen. Und so erzählt man sich auch einen Mythos, in welcher Zeus der Vater von Kybele (und deren Geliebten Attis) ist. Zeus also träumte, als er in Phrygien weilte, so erzählt es Pausanias, von einem Wesen, Agdistis, das sowohl männlich als auch weiblich war. Erotisch ohne gleichen soll es gewesen sein, dieses Wesen. Zeus, wie er so ist, wollte sich sogleich mit Agistis vereinigen. Agdistis aber wich aus, sodass der Samen des Zeus auf den Boden fiel, in eine Felsspalte.

Herakles findet seinen Sohn Telefos bei der Göttin Kybele.
Κυβελη – Herakles findet seinen Sohn Telefos bei der Göttin Kybele.

Einige Zeit später, Zeus war zurück an den Ort seines so besonders erotischen Traums gekommen, stand Agistis an eben dieser Stelle leibhaftig vor dem mächtigen Zeus. Nun war es Zeus, der erschrocken zurück wich. Nachdem er sich mit einigen der anderen Götter beraten hatte, ließ er Agistis zwar am Leben, aber entmannte ihn. Das Männliche, so der Ratschluss der Götter, müsse eindeutig vom Weiblichen getrennt bleiben. Ein Motiv, das sich in vielen Mythen wieder findet, in Griechenland zum Beispiel im „Symposion“ – dem „Gastmahl der Liebe“ von Platon.

Aus Agistis werden Kybele und Attis

Nun also gibt es das androgyne und potentiell viel zu mächtige Wesen des Agistos nicht mehr. Eine verwundete Frau bleibt zurück, Kybele, und ein umherirrender Jüngling, Attis. Während Kybele nach ihrem männlichen Anteil suchte, war aus dem männlichen Geschlechtsteil zunächst ein Mandelbaum gewachsen, von dessen Frucht schließlich ein Mädchen dieser Gegend ein Kind gebar – Attis. Das Kind wuchs bei Ziegen auf, soll ihnen als der hässlichste aller Ziegen gegolten haben, doch als er, herangewachsen, unter Menschen kam, zeigte sich, dass er ein außerordentlich schöner Jüngling geworden war. Dieses schönen Jüngling nun bekam bald auch Kybele selbst zu sehen. Sie erkannte ihn sofort als eben jenen, der er ja war, doch ihm, dem Attis, bedeutete dies nichts. Er erinnert sich, anders als Kybele, nicht an das unglaubliche Wesen Agistos.

Kybele gerät in Raserei und Attis entmannt sich

Kybele und Attis ziehen wohl, so sagen es einige Quellen, Pausanias zum Beispiel, durch die phrygischen Lande. Doch Attis möchte irgendwann doch eine andere Frau, eine Königstochter heiraten. Das kann oder will die Göttin nicht zulassen, für sie steht es fest, dass Attis, ihr Geliebter, zu ihr gehört – für immer. Und so kommt es denn auch. Die Göttin erscheint auf der Hochzeit von Attis, schlägt den Brautvater, die Braut und schließlich auch Attis selbst mit Wahnsinn. Rasend töten sie sich gegenseitig und Attis schließlich flieht, entmannt sich selbst und verblutet. Das war es nicht, was die Göttin bezwecken wollte, sie will Attis, ihren so sehr Geliebten, ja für immer bei sich haben. Zeus schließlich, in dieser Version des Mythos, ihr Vater, gewährt ihr die Bitte und macht Attis unsterblich. Er wird bei ihr sein, aber schlafend. Nur einmal am Tag würde er seinen kleinen Finger bewegen, woran die Göttin erkennen könne, dass er lebendig und ewig jung geblieben ist.

Kybele-Attis-Kult - die beiden sitzen auf ihrem Wagen, der von zwei Löwen gezogen wird.
Kybele-Attis-Kult – die beiden sitzen auf ihrem Wagen, der von zwei Löwen gezogen wird.

Der römische Kybele-Attis Kult

Der Kybele-Attis Kult ist dann erst eine spätere Tradition und sie hängt mit der Selbstbeschreibung der göttlichen Herkunft Roms zusammen. Die Römer glaubten, dass Cybele, wie die Göttin bei ihnen hieß, die Muttergöttin des antiken Troja war. Für die Römer galt ihre Stadt Rom als die Neugründung des antiken Troja, was sich zum Beispiel im Mythos um Aeneas deutlich zeigt. Apollon selbst, bei den Römern Apollo, soll den aus Troja Geflohenen geraten haben, die Göttin Cybele zurück zu holen und als ihre Göttin zu verehren. Der für die Römer neuen Göttin wurde also ein prächtiger Tempel in Pessinus erbaut. Dort verehrte man sie und ihren Geliebten Attis durch orgiastische Kulte verrichteten. Da die Göttin schon in Phrygien als große Mutter bekannt war, wurde sie nun mit der griechischen Rhea, der Mutter der Götter, und mit der römischen Gemahlin des Saturn, gleich gesetzt.

Literaturquellen:

Wikipedia
Wörterbuch der Mythologie Wilhelm Vollmers
https://www.theoi.com/Titan/TitanisRhea.html
http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834/A/Cybele,+Kybele+(Mythologie)
https://www.br.de/mediathek/video/mythen-kybele-und-attis-av:5dd418b0b5a479001a7b2ef5

Bildquellen:

1 Kommentar

  1. Gemäß Pausanias (1,4,5; 7,17,10–12) war Agdistis ein dämonisches Zwitterwesen, entstanden aus dem Samen des Zeus und von der Gaia geboren. Demnach fürchteten sich die Götter vor diesem Zwitterwesen und schnitten „ES“ den Phallus ab, welchen sie in der Erde begruben. Aus dem männlichen Geschlechtsorgan in der Erde entstand ein Mandelbaum. Eine Frucht davon steckte sich eine Tochter des Sangarios mit dem Namen Nana in die Brust und wurde schwanger. Schließlich gebar sie Attis. Das dämonische Zwitterwesen Agdistis

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