StartGriechische GötterDas Delphische & andere Orakel im Trojanischen Krieg

Das Delphische & andere Orakel im Trojanischen Krieg

Der Triumph des Achill - Archillon Palast in Korfu
Der Triumph des Achill – Archillon Palast in Korfu

Das Delphische Orakel befindet sich im Weltbild der alten Griechen genau in der Mitte der Welt. Eine Priesterin, die im Namen der Ratsuchenden mit dem Gott Apollon kommunizierte, verkündete es dem Suchenden. Diese Priesterin war meist eine erfahrende Frau aus der Region um Delphi. In ihrer Rolle als Medium waren diese Frauen aber nur als „die Pythia“ bekannt. Als Pythia verkündeten sie meist höchst kryptische Prophezeiungen , welche dennoch oder gerade deshalb Politiker, Könige und auch Menschen aus allen Lebensbereichen in ihren Entscheidungen oft sehr stark beeinflussten. Neben dem Delphischen Orakel gab es noch weitere Orakel und Prophezeiungen, welche sich auf den Trojanischen Krieg bezogen. Einige waren rätselhaft und erwiesen sich letztlich als hilfreich. Andere Orakel wurden ignoriert und führten jene, die nicht hören wollten, in den Untergang.

Voraussichtliche Lesedauer: 12 Minuten

Homer ist der Dichter der Ilias. Rätselhafte Prophezeiungen durchziehen sein berühmtes Epos. Nicht nur das delphische Orakel gibt rätselhaften Rat, sondern auch andere Orakel und Propheten wie Kalchas, Kassandra und Helenos
Homer ist der Dichter der Ilias. Rätselhafte Prophezeiungen durchziehen sein berühmtes Epos. Nicht nur das delphische Orakel gibt rätselhaften Rat, sondern auch andere Orakel und Propheten wie Kalchas, Kassandra und Helenos

Prophezeiungen durch Kalchas und Helenos

Orakel und Prophezeiungen, welche gehört wurden und den Griechen bei ihrem Sieg über Troja halfen. Das Delphische Orakel war auch entscheidend für den Verlauf des Krieges, doch schauen wir uns erst noch andere wichtige Prophezeiungen an, die den Verlauf des Krieges maßgeblich beeinflussten.

Die Prophezeiung des Kalchas

Kalchas, ein berühmter Seher und Priester des Apollon, verkündete die Prophezeiung, dass der Krieg gegen Troja nur erfolgreich sein würde, wenn Agamemnon, der Anführer der griechischen Armee, seine Kriegsbeute, eine Frau namens Chryseis, freiließe. Chryseis war die Tochter eines Priesters namens Chryses, der sie von Agamemnon zurückforderte.

Agamemnon weigerte sich jedoch, Chryseis freizulassen, da er sie als seine rechtmäßige Kriegsbeute beanspruchte. Diese Weigerung führte zu einem Konflikt zwischen Agamemnon und Achilles, dem größten Krieger der Griechen. Achilles fühlte sich von Agamemnons Arroganz und seinem Respektlosigkeit gegenüber den Göttern beleidigt. Der Held forderte die Freilassung von Chryseis sowie eine angemessene Entschädigung für Agamemnons Willkür. Dieser Konflikt zwischen Agamemnon und Achilles wurde als „Zorn des Achilles“ bekannt. Homer erzählt, dass Achilles sich aus dem Kampf zurückzog und nicht mehr aktiv am Krieg teilnahm. Dies hatte schwerwiegende Auswirkungen auf den Fortgang des Krieges. Achilles galt als der größte Krieger der Griechen und war sozusagen spielentscheidend für den Ausgang des Krieges. Genau darum, könnte man auch sagen, drehte sich die Ilias des Homer.

Die Prophezeiung des Helenos, dem trojanischen Prinzen

Helenos war ein trojanischer Prinz, Zwillingsbruder von Kassandra und demzufolge einer der vielen Söhne des Königs Priamos. Helenos hatte prophetische Fähigkeiten und prophezeite, dass die Griechen Troja nur besiegen könnten, wenn sie das Palladion, eine heilige Statue der Göttin Athene, aus der Stadt stehlen würden. Die Griechen zwangen ihm diese Prophezeiung ab, indem sie ihn gefangen nahmen und folterten. Odysseus und Diomedes unternahmen daraufhin eine geheime Mission, um das Palladion zu stehlen und so die Prophezeiung zu erfüllen. Auf dem Weg in den Tempel im nächtlichen Troja half ihnen übrigens die schöne Helena, welche sich längst zurück nach Hause sehnte. Paris war zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Helenos aber kehrte nicht nach Troja zurück, sodass er den Krieg überlebte, heiratete und Kinder zeugte. Wen er heiratete und wo er nach dem Krieg lebte – darüber gehen die Versionen auseinander.

Umsonst warnen die trojanischen Priester Kassandra und Laokoon ihr Volk vor dieser Griechen.
Umsonst warnen die trojanischen Priester Kassandra und Laokoon ihr Volk vor dieser Griechen.

Kassandra und Laokoon warnen vor dem Trojanischen Pferd

Laokoon war ein trojanischer Priester und Seher. Er warnte die Trojaner davor, das Trojanische Pferd in die Stadt zu bringen und prophezeite, dass es eine List der Griechen sei. Seine Warnung wendete Athene, auf der Seite der Griechen, jedoch gegen ihn. Sie schickte zwei Schlangen, welche Laokoon und seine beiden Söhne erwürgten. Die Trojaner deuteten dies als Strafe der Götter und ignorierten die Warnung ihres nun toten Sehers. Sie zogen das Trojanische Pferd in die Stadt – das Ende vom Lied ist bekannt.

Auch Kassandra warnte die Griechen vor dem Trojanischen Pferd. Sie war eine trojanische Prinzessin und Tochter des Königs Priamos. Als Priesterin wurde sie von Apollo mit dem Geschenk der Prophetie ausgestattet, wobei Apollon davon ausging, dass Kassandra sich ihm hingeben würde. Dies verweigerte die Prinzessin jedoch, worauf Apollon sie mit einem Fluch belegt. Obwohl Kassandra präzise prophezeit, glaubte ihr niemand. Während des Trojanischen Krieges prophezeite Kassandra mehrfach den Untergang von Troja und warnte vor den Griechen und der List des Trojanischen Pferdes. Sie sagte voraus, dass Troja zerstört werden würde, wenn das Pferd in die Stadt gebracht würde. Sie wusste und warnte, dass der Tod und das Unheil über die Trojaner kommen würden. Doch sie wurde von den Trojanern nicht ernst genommen sondern als verrückt angesehen.

Die tragischen Figuren Kassandra und Laokoon symbolisieren den Konflikt zwischen göttlicher Einsicht und menschlicher Ignoranz. Obwohl Kassandra und Laokoon die Wahrheit kannten und den Verlauf des Krieges vorhersagten, konnten sie nichts tun, um das Schicksal von Troja abzuwenden. Ihre Prophezeiungen wurden erst als richtig erkannt als es zu spät war.

Das Delphische Orakel im Trojanischen Krieg – Philoktetes

Die Bedeutung des Delphischen Orakels erstreckte sich auch auf den Trojanischen Krieg, einen epischen Konflikt zwischen den Griechen und den Trojanern, der ein Jahrzehnt lang andauerte. Wie in Homers Ilias verewigt, entzündete sich der Krieg, als Paris, ein Prinz von Troja, Helena, die Frau von Menelaos, dem König von Sparta, entführte. Das Delphische Orakel spielte eine bedeutende Rolle im Kontext des Trojanischen Krieges, insbesondere durch eine wichtige Prophezeiung, die von dort stammte. Gemäß der Überlieferung suchten die griechischen Anführer vor dem Ausbruch des Trojanischen Krieges das Orakel von Delphi auf, um Rat und göttliche Führung zu erhalten.

Die Prophezeiung des Delphischen Orakels, die sich auf den Trojanischen Krieg bezog, besagte, dass die Stadt Troja erst dann erobert werden könne, wenn die Griechen mit den Pfeilen des Herakles in den Kampf ziehen würden. Diese Prophezeiung deuteten die Griechen so, dass sie den Bogen des Herakles brauchen. Pfeile und Bogen des Herakles aber gehörten dem Waffenträger des Herakles. Philoktetes war sein Name und nach dem Tod des Herakles besaß nun er, Philoktetes, den vom Orakel genannten Bogen des Herakles. Doch hatten die Griechen ihn auf der Fahrt nach Troja auf der Insel Lemnos verwundet zurück gelassen. Nun, fast 10 Jahre später, siechte er an seiner Verwundung noch immer und fand keine Heilung. Nachdem Odysseus ihn von der Insel Lemnos wieder zum Heer locken konnte, heilte ihn, nach einigen Quellen, der Sohn des Apollon, Asklepius. So kam Philoktetes wieder zu Kräften und konnte er den Bogen des Herakles spannen. Mit diesem schoss Philoktetes den entscheidenden Pfeil, der den trojanischen Prinzen Paris tötete.

Das Delphische Orakel – Achill und Odysseus

Es gibt noch weitere Prophezeiungen aus Delphi, die vor oder während des Trojanischen Krieges und danach für das Schicksal der Helden entscheidend waren, nämlich die Prophezeiung der Thetis und jene der Heimkehr

Die Prophezeiung von Thetis

Thetis, die Mutter des griechischen Helden Achilles, besuchte das Delphische Orakel, um Rat zu suchen, nachdem sie von der Prophezeiung gehört hatte, dass ihr Sohn entweder ein langes, aber ruhiges Leben führen oder ein kurzes, aber ruhmreiches Leben im Krieg haben würde. Das Orakel riet Thetis, Achilles in die Schlacht zu schicken und ihm dabei eine unsterbliche Rüstung von Hephaistos zu geben. Diese Prophezeiung bestätigte Thetis‘ Überzeugung, dass Achilles ein heroischer Krieger sein würde.

Die Prophezeiung der Heimkehr

Nach dem Fall von Troja und dem Ende des Krieges war den griechischen Helden ihre Heimkehr nicht gewährt, da sie die Götter durch ihre Taten beleidigt hatten. Das Delphische Orakel verkündete, dass sie erst nach vielen Jahren und schweren Prüfungen zurückkehren würden. Diese Prophezeiung spielte eine wichtige Rolle in der Odyssee des Odysseus, der zahlreiche Abenteuer und Hindernisse überwinden musste, bevor er endlich nach Ithaka zurückkehren konnte.

Iphigenie, die Tochter des Heerführers Agamemnon bei ihrer Opferung,
Iphigenie, die Tochter des Heerführers Agamemnon bei ihrer Opferung,

Iphigenie – das Orakel der Artemis in Aulis

Die Prophezeiung, dass der Zorn von Athene nur besänftigt werden könne, wenn Agamemnon seine Tochter Iphigenie opfert, stammte nicht aus dem Delphischen Orakel, sondern aus einem anderen Orakel: dem Orakel der Artemis in Aulis. Gemäß der Überlieferung strandeten die griechischen Flotten unter der Führung von Agamemnon in Aulis, während sie sich auf den Weg nach Troja machten. Es herrschte eine nicht endende Windstille. Dort verkündete das Orakel der Artemis, dass die griechische Flotte nicht auslaufen könne, es sei denn, Agamemnon opfere seine Tochter Iphigenie als Tribut an die Göttin.

Diese Prophezeiung stellte Agamemnon vor eine schwierige Entscheidung, da er sowohl als Vater als auch als Anführer der griechischen Armee handelte. Letztendlich entschied er sich unter dem Druck seiner Berater und der Notwendigkeit, den Zorn der Göttin zu besänftigen, dazu, die Opferung durchzuführen. Iphigenie wurde zum Altar gebracht, aber in einigen Versionen der Geschichte rettete Artemis sie im letzten Moment und ersetzte sie durch einen Hirsch. Diese Episode verdeutlicht die tief verwurzelte Bedeutung der Götter im antiken Griechenland und ihre Macht über das Schicksal der Menschen. Die Prophezeiung aus dem Orakel der Artemis in Aulis führte zu einem moralischen Dilemma für Agamemnon und legte den Grundstein für die Tragödie, die seine Familie und den Verlauf des Trojanischen Krieges begleitete.

Geheimnisvolle Vorhersagen des Delphischen Orakel

Die Prophezeiungen des Delphischen Orakels betrafen beide Seiten während des Krieges. Es sagte den Tod Hektors durch Achilles und Achilles‘ Schicksal nach der Tötung Hektors voraus. Die Prophezeiungen beeinflussten ihre Handlungen auf dem Schlachtfeld. Der Trojanische Krieg hatte dauerhafte Folgen, insbesondere für griechische Helden, welche einen der Götter beleidigt hatten. Odysseus wurde dafür bestraft, dass er Polyphem geblendet hatte, und musste eine zehnjährige Reise antreten. Agamemnons tragische Taten führten zu seinem Untergang durch die Hand seiner Frau und ihres Liebhabers.

Das Delphische Orakel war eine religiöse und politische Einrichtung im antiken Griechenland. Die Menschen suchten bei der Priesterin des Apollon, nach prophetischer Weisheit. Sie atmete Dämpfe aus einer Felsspalte ein, um in Trance zu fallen und Botschaften des Gottes zu überbringen. Das Delphische Orakel war bekannt für seine geheimnisvollen Vorhersagen, die wichtige Entscheidungen beeinflussten. Der Einfluss des Orakels fasziniert Gelehrte noch immer und hat Philosophie, Literatur und Populärkultur nachhaltig beeinflusst. Sogar die Glücksspielindustrie wurde beeinflusst, mit einigen Online-Slots, die das Delphische Orakel darstellen.

Weisheit des Delphischen Orakel

Zu den berühmtesten Prophezeiungen, die dem Delphischen Orakel zugeschrieben werden, gehören zeitlose Aphorismen, die über die Grenzen eines bestimmten Ereignisses oder einer bestimmten Epoche hinausgehen. Der Spruch „Erkenne dich selbst“ ist eine kraftvolle Erinnerung an die Bedeutung von Selbstreflexion und Selbsterkenntnis. Er wurde über die Jahrhunderte hinweg als Leitsatz weitergegeben, um dem Einzelnen zu helfen, persönliches Wachstum und Verständnis zu erlangen. „Nichts im Übermaß“ ist ein weiser Rat, der vor den Gefahren des Genusses warnt und die Bedeutung von Ausgewogenheit und Mäßigung in allen Aspekten des Lebens betont. Die Prophezeiung des Delphischen Orakels über den Trojanischen Krieg betonte die Bedeutung von Entschlossenheit und Zähigkeit gegenüber körperlicher Stärke. Das Orakel sagte auch einen verheerenden Krieg mit erheblichen Verlusten an Menschenleben voraus und wies auf die tragischen Folgen solcher Ereignisse hin.

1000 Jahre Delphisches Orakel

Über die Jahrhunderte hinweg hatte das Delphische Orakel einen bedeutenden Einfluss auf die alten Griechen, doch mit der Zeit schwand seine Macht. Im 4. Jahrhundert u.Z. war es weniger wichtig geworden. Der Aufstieg des Christentums und die sich verändernde religiöse Dynamik trugen zu seinem Niedergang bei. Nichtsdestotrotz blieb das Heiligtum des Orakels bis ins 6. Jahrhundert n. Chr. ein Ziel für Pilger, ein Beweis für die anhaltende Faszination für seine rätselhaften Prophezeiungen. Das Delphische Orakel spielte im antiken Griechenland eine bedeutende Rolle, da es göttliche Weisheit und zweideutige Prophezeiungen verkündete. Sein Einfluss hält bis heute als Symbol für unsere Neugier und unser ewiges Streben nach Wissen an.

Quellen

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