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Ein tragischer Gott – Hephaistos

Hephaistos, Gott der Schmiedekunst übergibt Thetis, Mutter des Achill, Waffen und Rüstung für ihren Sohn.
Hephaistos, Gott der Schmiedekunst übergibt Thetis, Mutter des Achill, Waffen und Rüstung für ihren Sohn.

Betrachtet man die Götter des antiken Griechenlands, so stößt man auch auf den Namen Hephaistos, denn er ist einer der 12 olympischen Götter. Hephaistos war als Gott der Feuers, der Schmiedekunst und der Metallarbeit bekannt. Besonders als Schutzpatron der Goldschmiede, Metallschmiede, Handwerker, Zimmerleute, Bildhauer, Kunsthandwerker und Architekten kennt man seinen Namen heute noch immer. Er soll dem Beruf des Kupferschmiedes nachgegangen sein und entweder auf der Insel Lemnos oder direkt im Olymp eine eigene Werkstatt betrieben haben. Doch dieser olympische Gott, trotz seiner weltberühmten Werke, war ein tragischer Gott. Er galt als besonders hässlich und hatte kein Glück bei den Frauen. Das ging schon los mit seiner eigenen Mutter.

Voraussichtliche Lesedauer: 9 Minuten

Hoch angesehen als Gott der Schmiedekunst

Auf der Insel Lemnos gab es zur damaligen Zeit, der Legende nach, den aktiven Vulkan Moschilos. Historiker gehen davon aus, dass der Berg Despotis auf Lemnos gemeint war. Bei einem Ausbruch des Vulkans, hielt die damalige Bevölkerung die entstehenden Funken für einen Beweis dafür, dass Hephaistos seiner Arbeit als Schmied nachging. Um die anstrengende Arbeit durchführen zu können, wurde der Gott der Schmiedekunst von den auf Lemnos lebenden Zyklopen, Kindern des ungestümen Meeresgottes Poseidon, unterstützt.

Ob Hephaistos in der heutigen Zeit seine Arbeit auch ohne Sicherheitsmaßnahmen durchgeführt hätte? Besonders als Schutzpatron der Handwerker wäre es ja eigentlich seine Aufgabe gewesen, die Arbeiten zu überwachen und abzusichern. In der heutigen Zeit haben es Handwerker einfacher und müssen sich nicht unbedingt auf eine antike Gottheit verlassen. Heutzutage werden gerne Stromzangen genutzt, die Probleme bei der Installation erkennen und somit einen wichtigen Sicherheitsaspekt abdecken. Bei Handwerkern in unserer Zeit sind Stromzangen sehr beliebt, da man den stromführenden Stromkreis nicht abschalten muss.

Seine Werkstatt soll der Gott der Schmiedekunst in den Tiefen eines Vulkans auf der Insel Lemnos betrieben haben.
Seine Werkstatt soll der Gott der Schmiedekunst in den Tiefen eines Vulkans auf der Insel Lemnos betrieben haben. Die Römer nannten diesen Gott dann Vulcanos, für sie war es klar, dass der Gott im Vulkan Ätna seine kunstvollen Gegenstände schmiedete.

Die Tragik des Gottes Hephaistos

Hephaistos hatte keine schöne Kindheit, so könnte man es wohl sagen. Denn der Sohn von Zeus und Hera verbrachte seine Kindheit weitab von seinen Eltern. Seine Mutter hatte ihn im hohen Bogen von Olymp hinuntergeworfen. So ein hässliches Kind wollte sie nicht haben. Auch soll der kleine Gott, immerhin Sohn der beiden ranghöchsten olympischen Götter, schreiend zu Welt gekommen sein. Hephaistos stürzte also vom Olymp auf die Insel Lemnos und erlahmte als Folge des Sturzes. Auf Lemnos wurde Hephaistos von den Meernymphen Thetis und Eurynome versorgt und gesundgepflegt und erlernte die Kunst des Schmiedens.

Verbittert über die Verbannung aus dem Olymp, sann Hephaistos auf Rache. Er schmiedete einen Plan und beschenkte seine Mutter mit einem goldenen Thron. Was seine Mutter nicht wusste war, dass ihr Sohn unsichtbare Fesseln an den Thron angebracht hatte. Doch als Hera das Geschenk ihres Sohnes annahm und sich auf den prächtigen Thron setzte, bemerkte sie, dass etwas nicht stimmte. Die mächtige Göttin Hera war nun eine Gefangene, niemand konnte sie befreien. Nur der Gott der Schmiede selbst konnte sie von den unsichtbaren Fesseln erlösen. Der aber war weit, weit entfernt. Und er weigerte sich, zu seinen Eltern zurückzukehren. Schließlich war es Dionysos, der den Gott der Schmiedekunst auf seine Weise überzeugte. Dionysos machte den Gott betrunken und band ihn auf einen Esel. So kam der verstoßene Gott der Schmiedekunst zurück auf den Olymp. Seine tägliche oder besser: nächtliche Wirkungsstätte aber blieb seine Schmiede im Vulkan auf Lemnos.

Dionysos bringt den trunkenen Hephaistos zurück auf den Olymp - zum Thron, auf dem Hera gefesselt auf ihren Sohn wartet.
Dionysos bringt den trunkenen Hephaistos zurück auf den Olymp – zum goldenen Thron, auf dem Hera gefesselt auf ihren Sohn wartet.

Athene und der Gott der Schmiedekunst

Mit Athene verbindet den Gott der Schmiedekunst nicht nur das handwerkliche Geschick. Die kriegerische Göttin der Weisheit war seine jüngere Schwester. Und es war eben geschickte Handwerker unter den olympischen Göttern, der seinem Vater half, die kluge Athene ans Licht der Welt zu befördern.

Metis – die Mutter von Athene

Athene befand sich ja im Kopf des Göttervaters, denn dieser hatte Metis, Athenes Mutter (in Form einer Fliege, in die sie sich im Wettspiel mit Zeus verwandelt hatte) verschlungen. Metis war die erste Frau von Zeus und sie galt als die weiseste von allen Göttern. Auch konnte sie sich in beliebige Tiere verwandeln. Metis galt als Göttin des Scharfsinns und der List und so war es Metis, die dem noch sehr jungen Zeus riet, wie er dessen gewalttätigen Vater Kronos besiegen könnte. Zeus folgte ihrem Rat, was zunächst einmal Kriege zwischen dem alten Göttergeschlecht und dem neuen zur Folge hatte. Schließlich behielten die jungen Götter, Zeus und seine Geschwister, die Oberhand. Metis und Zeus heirateten und die scharfsinnige Göttin wurde schwanger mit einem Zwillingspaar. Gaia und Uranos aber hatten dem Herrscher verkündet, dass Metis ein Kind gebären würde, das mächtiger und stärker als er selbst sein würde. Womit nicht Athene, sondern der ungeborene Zwillingsbruder von Athene gemeint war. Diesen Sohn brachte Zeus nicht zur Welt. Und auch seine erste Gemahlin verblieb im Körper des Zeus, sodass der Göttervater nun scharfsinnig und listig wie seine erste Frau wurde.

Metis, Göttin des Scharfsinns und der List, die erste Frau von Zeus und Mutter von Athene
Metis, Göttin des Scharfsinns und der List, die erste Frau von Zeus und Mutter von Athene

Athene verschmäht den Gott, obwohl sie ihn mag

Athene selbst aber sprang aus dem Kopf des Göttervaters, nachdem Hephaistos seinem Vater den Schädel gespalten hatte. Und sie war eine ungewöhnliche Göttin, Göttin der Weisheit und auch der Kriegskunst, dazu des Handwerks. Und zudem wurde die Lieblingstochter des Göttervaters Zeus schließlich auch die Schutzgöttin der Polis Athen. Sie wollte um jeden Preis jungfräulich bleiben und war damit nicht die einzige olympische Göttin. Hephaistos, der sie heiß begehrte, hatte ebenso wenig Chance bei ihr wie irgendein anderer Gott. Dennoch – der Gott der Schmiedekunst fühlte und erlebte sich ein weiteres Mal enttäuscht und verschmäht. Zeus selbst, sein Vater, hatte ihm die kluge Athene zur Frau versprochen. Doch Athene ließ sich nicht aus der Fassung bringen – auch nicht von ihrem mächtigen Vater.

Die schöne Aphrodite und der hässliche arbeitende Gott

Hephaistos war nicht nur ein gewitzter, sondern auch ein jähzorniger Gott der Schmiedekunst. Er setzte seine Schmiedegegenstände mitunter auch ein, um sich gegen seine Mutter oder seine Frau zur Wehr zu setzen. Zeus wollte seinen unglücklichen Sohn versöhnen und gab ihm Aphrodite zur Frau. Diese willigte, anders als Athene, auch ein. Doch die Schönste aller Schönen, die schöne Aphrodite, blieb ihrem hässlichen Mann nicht einen Tag lang treu. Der Gott der Schmiedekunst musste ja arbeiten, Nacht für Nacht – in seiner Schmiedewerkstatt, tief unten im Inneren des Vulkans.

Sie mochte ihn wohl, so sagte sie und seine Hässlichkeit störte sie nicht. Hatte sie doch selbst alle Schönheit der Welt. Doch ihr Ehemann war nicht zu Hause und so fühlte sie sich sexuell zu einem anderen krassen Gegenpart ihrer lieblichen Erscheinung hingezogen. Sie, die Göttin nicht nur der Schönheit, sondern auch der Liebe, betrog Hephaistos in ihrem olympischen Ehegemach, das sie eigentlich hätte mit ihrem Gemahl teilen sollte, mit dem Kriegsgott Ares. Nacht für Nacht. Hephaistos erfuhr durch den Sonnengott Helios, jenem, der alles sehen konnte, was in seinem göttlichen Zuhause vor sich ging. Und er rächte sich auf seine Weise. Eines Nachts, gut vorbereitet, schaute sich der Gott das Treiben seiner Frau mit Ares eine Weile an. Und genau im eindeutig passenden Moment ließ er ein von ihm geschmiedetes Jagdnetz aus Bronze über die beiden fallen. Seine Trophäe präsentierte der Gott der Schmiedekunst den anderen griechischen Göttern. Doch dies begannen erst einmal nur laut zu lachen. Schließlich aber wurden beide, Aphrodite und Ares aus dem Olymp verbannt. Und so war zwar Aphrodite Mann und Geliebten gleichzeitig los, doch auch Hephaistos stand nun wieder allein in der Götterwelt der Griechen da.

Quellen:

4 Kommentare

  1. Sorry, warum beschreiben sie Hephäst als „tragisch“. Es fehlt die Begründung. Wo stand er vor einer tragischen Entscheidung? Danke im voraus.

    • Im Sinne der antiken Tragödie haben Sie vielleicht recht darin, dass Tragik mit einer Entscheidungssituation verbunden ist, in der der Held, klassisches Beispiel Ödipus, ohne es zu wissen, eine Entscheidung trifft (Vater töten, Mutter heiraten), mit der er seinen eigenen Untergang bewirkt. Wenn Sie Tragik fest an eine Entscheidung binden wollen, dann wäre das bei Hephaistos wohl am ehesten seine Entscheidung, ein Netz zu schmieden, mit dem er seine Ehefrau und deren Lover inflagranti zu erwischen und zu überführen hoffte. Das Ende vom Lied war aber, ganz anders als erhofft, dass er sich selbst zum Gespött machte und Aphrodite war er dann auch los.
      Was ich vor allem meinte mit „tragisch“ war vor allem, dass er der einzige der Götter war, der (hart) arbeiten musste, aber Wertschätzung bekam er keine. Die anderen Götter mieden oder verlachten ihn. Mit Ausnahme von Athene vielleicht.

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