StartHelden & HeldenreiseHerkules (Hölderlin)

Herkules (Hölderlin)

 

Herakles
Herakles

Herkules als Sinnbild des Selbst-Erschaffers und Machers.

So deutet der große Dichter und Jugendfreund Goethes Hölderlin
den Helden der griechischen Helden Herakles.
Herakles – kraft seines eigenen Strebens.

Ob die Taten des Herkules wirklich selbstbestimmt waren – oder Herkules genauso gut das Urbild des Profikillers abgibt, kann man sich sicherlich fragen.

Christa Wolf z.B. scheint den viel besungenen Achill, ein ähnlich Herkules, nahezu unbesiegbarer Held, rundum abzulehnen. Für sie ist Achill immer nur „Achill, das Vieh.“

Interessant ist fast immer, wie ein anderer Mensch – Künstler, Dichter, ich, du –  einen Helden beschreibt. Die Beschreibung sagt mehr über den Schreiber selbst als über den Helden. Das ist kein Makel, sondern gerade der Erkenntniswert, den das Studium eines Helden oder einer Heldenreise haben kann. So auch Hölderlin´s Herkules.


An Herkules

Friedrich Hölderlin

In der Kindheit Schlaf begraben
Lag ich, wie das Erz im Schacht;
Dank, mein Herkules! den Knaben
Hast zum Manne du gemacht,
Reif bin ich zum Königssize
Und mir brechen stark und groß
Thaten, wie Kronions Blize,
Aus der Jugend Wolke los.

Wie der Adler seine Jungen,
Wenn der Funk‘ im Auge klimmt,
Auf die kühnen Wanderungen
In den frohen Aether nimmt,
Nimmst du aus der Kinderwiege,
Von der Mutter Tisch‘ und Haus
In die Flamme deiner Kriege,
Hoher Halbgott mich hinaus.

Wähntest du, dein Kämpferwagen
Rolle mir umsonst ins Ohr?
Jede Last, die du getragen,
Hub die Seele mir empor,
Zwar der Schüler mußte zahlen;
Schmerzlich brannten, stolzes Licht
Mir im Busen deine Stralen,
Aber sie verzehrten nicht.

Wenn für deines Schiksaals Woogen
Hohe Götterkräfte dich,
Kühner Schwimmer! auferzogen,
Was erzog dem Siege mich?
Was berief den Vaterlosen,
Der in dunkler Halle saß,
Zu dem Göttlichen und Großen,
Daß er kühn an dir sich maß?

Was ergriff und zog vom Schwarme
Der Gespielen mich hervor?
Was bewog des Bäumchens Arme
Nach des Aethers Tag empor?
Freundlich nahm des jungen Lebens
Keines Gärtners Hand sich an,
Aber kraft des eignen Strebens
Blikt und wuchs ich himmelan.

Sohn Kronions! an die Seite
Tret‘ ich nun erröthend dir,
Der Olymp ist deine Beute;
Komm und theile sie mit mir!
Sterblich bin ich zwar geboren,
Dennoch hat Unsterblichkeit
Meine Seele sich geschworen,
Und sie hält, was sie gebeut.

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